Forschungsförderung: Yes, we can too!
Was die Europäer können, können wir schon lange - das hat sich womöglich US-Präsident Obama gedacht, als er kürzlich in einer Regierungserklärung ein Förderprogramm namens Brain Activity Map als das nächste "große Ding" der amerikanischen Forschungsbemühungen ausrief. Mit der Kartierung der schätzungsweise 170 000 Kilometer langen Nervenverbindungen im Kopf - der Grundlage eines immens komplexen und sich laufend wandelnden, neuronalen Informationsstroms – wolle man an den Erfolg des "Human Genome Project" anknüpfen. Es hatte 2003 zur vollständigen Entschlüsselung des humanen Erguts geführt.
Der Kode selbst war allerdings nicht der eigentliche Clou an der Sache, sondern die Erkenntnis, wie überaus flexibel und anpassungsfähig die genetische Information tatsächlich ist. Ähnliches dürfte auch der neuerlichen Großforschungsvision bevorstehen: Was wollte man, selbst wenn sie gelänge, mit einer vollständigen Erfassung des Tohuwabohus im Kopf anfangen? Dahinter steht die Vorstellung einer einzigen großen Erleuchtung, die sich einstelle, sobald man nur genug Daten gesammelt habe. Die wirklich wichtigen Fortschritte werden dagegen rechts und links des Wegs und oft abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit erzielt.
Wie groß das Füllhorn genau sein soll, das die Obama-Regierung über den Neurowissenschaftlern ihres Landes ausschütten will, ist in Zeiten erbitterter US-Haushaltsdebatten unklar. Eine Summe von 3 Milliarden Dollar über die nächsten zehn Jahre ist im Gespräch, womit man die 500 Millionen Euro Förderung des europäischen "Human Brain Project" deutlich überträfe. Doch eine vollständige Entschlüsselung respektive Simulation des Gehirns liegt in weiter Ferne. So dürften die Früchte des Projekts eher im Schatten der glänzenden Vision gedeihen.
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