Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Aristolochia-Arten
Aristolochia-Arten
•Fam.: Aristolochiaceae.
•Aristolochia clematis L. (syn. Aristolochia infesta, A. sarracenia); Osterluzei (syn. Aristolochia), vgl. Abbildung.
Heim.: Mittelmeergebiet, Südeuropa.
Droge:Aristolochiae herba (syn. Herba Clematitis); Osterluzeikraut, das getrocknete Kraut. Inh.: äther. Öl (0,02-0,2 %, mit α-Pinen und α-Terpineol als Hauptkomponenten), Aristolochiasäuren mit Aristolochiasäure I (0,2 %, einer 3,4-Methylendioxy-8-methoxy-10-nitrophenanthren-carbonsäure vgl. Formel und Aristolochiasäure II (0,1 %) im Trockengewicht als Hauptkomponenten, ferner phenolische Stoffe, u.a. Chlorogensäure, p-Cumarsäure und Sinapinsäure. Wirk.: beruht auf der Aristolochiasäure, die insbes. eine Erhöhung der Phagozytoseaktivität der Leukozyten bewirkt, jedoch in höheren Dosen (bis 10 mg/kg) carcinogene Effekte auslösen kann. Anw.: in der Volksheilkunde seit Jahrhunderten als Wundheilmittel, praktisch Vorläufer der späteren pflanzlichen Immunstimulantien. Inzwischen ist die Anwendung der Droge auf die Homöopathie beschränkt.
Hom.:Aristolochia clematidis HAB1, die frischen oberirdischen Teile. Anw.-Geb.: u.a. Menstruationsbeschwerden und Erkrankungen des venösen Systems.
Aristolochia clematis, Osterluzei
•Aristolochia cymbifera Mart. et Zucc. (syn. Aristolochia grandiflora, Howardia brasiliensis).
Heim.: Süd- und Zentralbrasilien.
Droge:Aristolochiae cymbiferae radix; Wurzel und Stengel. Inh.: u.a. äther. Öl, Allantoin (0,003 %) und Carotinoide. Anw.: volkstümlich als Stimulans bei Ermüdungserscheinungen, ferner bei Menstruationsbeschwerden, Schlangenbissen, Asthma, Diarrhoe und Blasenbeschwerden.
Hom.:Aristolochia milhomens e radice HAB34, die frischen Wurzeln.
•Aristolochia rotunda L., Runde Osterluzei.
Heim.: Mittelmeergebiet.
Droge:Radix Aristolochiae rotundae, das getrocknete Rhizom. Inh.: u.a. Aristolactam, Aristolochiasäuren I, II und C sowie β-Sitosterol. Anw.: ausschließlich volkstümlich, bes. bei Menstruationsbeschwerden, als Wundheilmittel und Bittermittel. Im Hinblick auf die carcinogenen Eigenschaften der Aristolochiasäure ist die therapeutische Nutzung nicht vertretbar.
Hom.:Aristolochia rotunda HAB34, die getrockneten Wurzelstöcke.
•Aristolochia serpentaria L. (syn. Aristolochia hastata, A. officinalis, A. sagittata); Virginische Schlangenwurzel.
Vork.: Nordamerika (Florida bis Mississippi).
Droge:Aristolochia-serpentaria-Wurzel (syn. Radix colubrina viperina, Radix Contrayverae virginiae, Radix Viperinae virginiae, Rhizoma Serpentariae, Serpentariae radix); Virginische Schlangenwurz (syn. Virginische Vipernwurz), die getrockneten Wurzelstöcke mit Wurzeln. Inh.: äther. Öl (1-2 %), Aristolochiasäure I und Aristolactam, Aristorot, β-Sitosterol und β-Sitosterol-D-glucosid. Anw.: volkstümlich als Bittermittel bei dyspeptischen und krampfartigen Beschwerden, nervöser Erschöpfung, zur Wundheilung und bei den nordamerikanischen Indianern auch gegen Schlangenbisse. Die nicht belegte Wirkung der Droge und die carcinogenen Eigenschaften der darin enthaltenen Aristolochiasäure stehen der therapeutischen Nutzung der Droge entgegen.
Hom.:Serpentaria HAB34, die getrocknete Wurzel.
•Histor.: Aristolochia gehört zu den uralten Heilpflanzen. Im Altägyptischen bedeutet der Name "schlangenwidrig". Die einzelnen Aristolochia-Arten dienten bei allen berühmtem Ärzten des griechischen und römischen Altertums als Mittel gegen Schlangenbiß. Völlig unabhängig wurde die "Aristolochia" auch von den nordamerikanischen Indianern mit der gleichen Indikation genutzt. Die spätere Indikation war besonders die als Wundheilmittel sowie bei Menstruationsbeschwerden. In katholischen Gegenden ist die Osterluzei Bestandteil des sog. Wurzwisches, eines aus verschiedenen Arzneipflanzen bestehenden Straußes, der an Mariä Himmelfahrt in der Kirche geweiht wird. Der Ursprung des Gattungsnamens "Aristolochia" geht auf die griechischen Worte aristos (sehr gut, der Beste) und lóckeia (Niederkunft, Geburt) zurück und weist damit auf die Geburt förderndeNutzung der Pflanze hin, während der Artname clematitis vom griechischen klema (Ranke) abgeleitet ist und die Ähnlichkeit mit der Gattung Clematis zum Ausdruck bringen soll. Der deutsche Name Osterluzei wird mit Ostern in Verbindung gebracht.
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