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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Digitalis-Arten

Digitalis-Arten

Fam.: Scrophulariaceae.

Digitalis lanata Ehrh. (syn. Digitalisepiglottidea, D. eriostachya, D. ferruginea, D. nova, D. orientalis, D. winterli); Wolliger Fingerhut; vgl. Abbildung.
Heim.: Südeuropa.
Vork.: in Mittel – Westeuropa, Indien, Mittelamerika und Afrika kultiviert.
Droge:Digitalis lanatae folium (syn. Folia Digitalis lanatae); Digitalis-lanata-Blätter, die getrockneten Laubblätter. Die Droge ist giftig! Inh.: Cardenolidglykoside (0,5-1,5 %, ca. 80 Vertreter, v.a. Lanatoside A, B, C und Digoxin mit den Aglyka Digitoxigenin, Gitoxigenin und Digoxigenin, als Zuckerkomponenten treten Glucose, Digitoxose und 3-Acetyl-Digitoxose auf) vgl. FormelGitaloxigenin, Digitalose, Digitanolglykoside (u.a. Digifolein, Diginin, Digipronin), Steroidsaponine (u.a. Desglucolanatigonin, Gitonin, Lanagitosid I und II, Tigonin). Anw.: nur selten in Form des eingestellten Digitalis-lanata-Pulvers (Digitalis lanatae pulvis normatus) bei Herzinsuffizienz. Der therapeutische Einsatz der Droge ist wegen der Beeinflussung der Wirkung der Cardenolidglykoside durch Begleitsubstanzen und wegen der ungenügenden Reproduzierbarkeit bei der Herstellung der Zubereitungen heute weitgehend obsolet. Es werden die isolierten bzw. partialsynthetisch abgewandelten Cardenolidglykoside bevorzugt eingesetzt. Die Droge dient daher fast ausschließlich der industriellen Gewinnung der Cardenolidglykoside.



Digitalis lanata, Wolliger Fingerhut



Digitalis lutea L.; Kleinblütiger Fingerhut.
Vork.: West- und Mitteleuropa.
Inh.: Cardenolidglykoside (bis 0,1 %, v.a. Lanatoside A, B, C, D, E, Acetyldigitoxin, Digitoxin, Strospesid, Verodoxin, Acetylgitaloxin), Steroidsaponine, Anthrachinonderivate (Digitolutein).
Hom.:Digitalis lutea HAB34, die frischen Blätter.

Digitalis purpurea L. (syn. Digitalis speciosa, D. thapsi); Roter Fingerhut (syn. Fingerhut, Fingerkraut, Fuchskraut, Schwulstkraut, Unserer-lieben-Frauen-Handschuh, Waldglöckchen, Waldschelle), vgl. Abbildung.
Vork.: Europa, angebaut u.a. in den USA, Rußland, auf dem Balkan, in Österreich und der Schweiz.
Droge:Digitalis purpureae folium (syn. Folia Digitalis purpureae); Digitalis-purpurea-Blätter (syn. Digitalisblätter, Fingerhutblätter), die getrockneten Blätter. Die Droge ist giftig! Inh.: Cardenolidglykoside (bis ca. 0,6 %, ca. 30 Vertreter, v.a. Purpureaglykoside A und B, Digitoxin, Gitoxin, Gitaloxin, Verodoxin mit den Aglyka Digitoxigenin, Gitoxigenin und Gitaloxigenin; als Zuckerkomponenten treten Glucose, Digitalose und Digitoxose auf), Digitanolglykoside, u.a. Digipurpurin, Steroidsaponine (ca. 1 %, v.a. Desgalactotigonin, Digatonin, Digitonin, Purpureagitosid und Tigonin). Anw.: nur selten in Form des eingestellten Digitalis-purpurea-Pulvers (Digitalis purpureae pulvis normatus) bei Herzinsuffizienz. Der therapeutische Einsatz der Droge ist wegen der Beeinflussung der Wirkung der Cardenolidglykoside durch Begleitsubstanzen und wegen der ungenügenden Reproduzierbarkeit bei der Herstellung der Zubereitungen heute weitgehend obsolet. Es kommen die entsprechenden Reinglykoside zum Einsatz.
Hom.:Digitalis purpurea (syn. Digitalis) HAB1, die frischen Blätter einjähriger Pflanzen oder die zu Beginn der Blütezeit gesammelten Blätter zweijähriger Pflanzen. Anw.-Geb.: Herzschwäche, Migräne.



Digitalis purpurea, Roter Fingerhut

Histor.: Die früheste Nachricht über die medizinische Verwendung des Roten Fingerhutes stammt aus irischen Quellen. Irische Mönche haben die Kenntnisse dann über Schottland und England in ganz Mitteleuropa verbreitet. Die Anwendung der Droge geht auf eine Rezeptsammlung zurück, die im Jahre 500 beginnt und bis 1200 weitergeführt wurde. Dabei wurde Digitalis purpurea bei Geschwülsten des Unterleibs, bei Geschwüren, Kopfschmerzen, Abszessen und Lähmungen empfohlen. Die moderne Digitalistherapie bei Herzinsuffizienz geht auf den englischen Arzt William Withering zurück, der 1786 einen Bericht über die erfolgreiche Behandlung von Wassersucht mit Digitalis purpurea publizierte. Der Name Digitalis wurde 1542 durch Leonhard Fuchs in die Literatur eingeführt. Die Droge wurde danach volksheilkundlich bei schlecht heilenden Wunden und Geschwüren eingesetzt.

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