Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Olea europaea
Olea europaea L.
(syn. Olea officinarum, O. pallida); Ölbaum (syn. Olivenbaum).
Fam.: Oleaceae.
Vork.: subtropische Areale, insbes. Mittelmeergebiete.
Drogen: 1. Oleae folium (syn. Folia Oleae, Folia Olivae, Oleae Folia); Olivenblätter (syn. Ölbaumblätter), die getrockneten Blätter. Inh.: Terpenoide, besonders Oleuropein (6-9 %) vgl. Formel und Triterpensäuren, u.a. Oleanol- und Maslinsäure (0,15 bzw. 0,2 %), ferner Flavonoide, u.a. Luteolin und Luteolin-7-O-glucosid sowie in Spuren Alkaloide vom Chinolin-Typ, u.a. Cinchonin. Anw.: früher in Arzneifertigpräparaten bei erhöhtem Blutdruck. Volkstümlich außerdem bei Gicht, Arteriosklerose und Rheumatismus sowie bei Diabetes. 2. Olivae oleum (syn. Oleum Olivae, Oleum Olivarum); Olivenöl (syn. Baumöl), das durch Kaltpressung aus den reifen Steinfrüchten (Fructus Oleae) gewonnene fette Öl. Mitunter wird das Öl der 1. Pressung, das das feinste Öl darstellt, als Jungfernöl und das der 2., stärkeren Pressung als Provenceöl bezeichnet. Inh.: Acylglycerole (95-99 %) mit Ölsäure (56-83 %), Palmitinsäure (7,5-20 %), Linolsäure (3,5-20 %), Stearinsäure (0,5-3,5 %), Palmitoleinsäure (0,3-3,5 %) und Linolensäure (0,6-1 %) als vorherrschenden Fettsäurekomponenten sowie eine unverseifbare Fraktion (0,5-1,5 %). Diese enthält phenolische Verbindungen, u.a. Protocatechusäure, Sterole, Tocopherole, sowie als Hauptbestandteil der Kohlenwasserstofffraktion das Triterpen Squalen (0,12-0,7 %). Anw.: als Arzneiträger für lipophile Arzneistoffe sowohl zur peroralen und percutanen, z.B Salben oder Linimente, als auch zur parenteralen Applikation. Volkstümlich nutzt man Olivenöl auch als Darmgleitmittel, bei Obstipation und Gallensteinerkankungen sowie äußerlich bei Hautleiden, u.a. bei Psoriasis. Wegen des Risikos einer Gallenkolik ist die Anwendung bei Gallensteinleiden abzulehnen. Die Hauptmenge der Weltproduktion an Olivenöl dient als wertvolles Speiseöl. 3. Oleum Olivarum album; Weißes Olivenöl (syn. Weißes Baumöl, Lilienöl), durch Tierkohle oder Sonnenlicht gebleichtes Olivenöl. Anw.: früher in der Volksheilkunde bei Brustleiden.
Histor.: Der Ölbaum ist eine uralte Kulturpflanze des Mittelmeergebietes und findet bereits in der Bibel Erwähnung. Bei den antiken Völkern spielte er eine große Rolle, u.a. als Zeichen des Friedens. Aus Griechenland kam der Baum im 7. Jh. v.Chr. nach Italien. Der Gattungsname leitet sich vom griechischen nerion bzw. dem lateinischen ólea (Ölbaum) ab. Die Früchte wurden auch von Hildegard von Bingen als Nahrungs- und Arzneimittel gerühmt, ebenso auch von den Kräuterbüchern des 16. und 17. Jh., die unter anderen die unreif konservierten Oliven als appetitanregendes und magenstärkendes Mittel hervorheben.
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