Lexikon der Astronomie: Extinktion
Unter diesem Fachbegriff versteht man in der Astronomie die Rötung des Lichts z.B. von Sternen. Eine Rötung der Farbe ist letztlich ein Energieverlust der Strahlung. Die Ursache dafür sind Streuprozesse im interstellaren und intergalaktischen Medium (siehe dazu auch optische Tiefe).
Extinktion in der Milchstraße
Dieser Effekt ist beispielsweise in der galaktischen Ebene sehr groß. Das liegt daran, weil die Milchstraße eine Spiralgalaxie ist, bei der sich in der galaktischen Ebene hohe Konzentrationen von Staub angesammelt haben. Staub, Gas und Sterne erschweren es gerade den Astronomen ins Zentrum der Milchstraße zu schauen – zumindest im optischen Bereich. Deshalb weichen sie auf andere Spektralbereiche aus, die nicht so sehr von der Rötung des Lichts betroffen sind. Denn der Streuprozess hängt von der Wellenlänge ab. Günstige Strahlungsenergien zur Beobachtung des Galaktischen Zentrums sind Radiowellen, Nahinfrarot und Röntgenstrahlung. Mit Teleskopen für diese Spektralbereiche beobachten Astronomen z.B., wie sich Sterne und Gas um das supermassereiche Schwarze Löcher im Zentrum unserer Heimatgalaxie bewegen. Multiwellenlängenastronomie macht so einen Bereich zugänglich, der von der Sonne 26000 Lichtjahre entfernt ist: Als sich das Licht im Galaktischen Zentrum auf den Weg machte, liefen auf der Erde Steinzeitmenschen wie der Cro-Magnon-Mensch herum!
Lichtsperren aus Staub: Dunkelwolken
Der Pferdekopfnebel
Die Extinktion bringt auch Strukturen bizarrer Schönheit hervor: sie heißen Dunkelwolken und bestehen aus kaltem Staub der optisch nahezu undurchsichtig (opak) ist. Ein berühmtes Beispiel ist der Pferdekopfnebel im Beobachtungsfoto oben (Credit: ESO/VLT 2002). Diese Dunkelwolke im Sternbild Orion (nahe am so genannten Jakobsstab) sieht von der Erde aus betrachtet aus wie ein Pferdehals mit Pferdekopf. Der Prozess der Extinktion ist hier besonders stark: das Sternenlicht wird in der Helligkeit um einige zehn bis zwanzig Magnituden reduziert!
Reflektionsnebel in Orion
Im Sternbild Orion befindet sich der etwa 1500 Lichtjahre entfernte Orion-Molekülwolkenkomplex, zu dem Orionnebel, Pferdekopfnebel und die folgenden beiden Reflektionsnebel gehören. Wir betrachten nun eine deutlich dunklere, aber optisch nicht minder reizvolle Region. Das optische Beobachtungsfoto oben zeigt Staub aufgrund der Extinktion schwarz, aber auch zwei auffallend helle, wolkenartige Strukturen (Credit: Rector & Schweiker, NOAO/AURA/NSF 2007; große Version). Die größere 'Wolke' etwas unterhalb der Bildmitte ist der Reflektionsnebel M78, links oben ist der Reflektionsnebel NGC 2071. Die Reflektionsnebel verdanken ihre Bezeichnung der Tatsache, dass sie das Licht der Sterne in der Umgebung nur reflektieren – das verleiht ihnen die typisch bläuliche Farbe. Dies steht im Gegensatz zu den Emissionsnebeln (wie z.B. dem Orionnebel), die durch energiereiche Strahlung junger Sterne selbst zur Emission angeregt werden.
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