Lexikon der Astronomie: HMXB
Dieses Akronym steht für High-Mass X-ray Binary, übersetzt entsprechend Röntgendoppelsterne mit stellarer Komponente hoher Masse. Röntgendoppelsterne werden allgemein als XRBs, X-Ray Binaries bezeichnet.
Wirt & Parasit
HMXBs sind Systeme aus einem Wirtstern und einer kompakten Komponente, z.B. einem Neutronenstern oder einem stellaren Schwarzen Loch. Der Namenszusatz high-mass bezieht sich darauf, dass der Begleitstern schwerer ist als zwei Sonnenmassen, typischerweise ist es ein Riesenstern, z.B. ein Roter Riese. Er stellt als Wirt die Materie, die den 'Parasiten', die kompakte Komponente, füttert. Dabei entstehen charakteristische Röntgenspektren. Das Überfließen der Sternmaterie, getrieben durch die Gravitationskräfte der kompakten Komponente, kann entweder geschehen, wenn der Begleitstern sein Roche-Volumen überschreitet oder wenn Wind-Akkretion vorliegt. Im ersten Fall berührt oder überschreitet die Sternoberfläche des Riesen den inneren Lagrange-Punkt (L1) des Doppelsternsystems. In diesem Punkt heben sich gerade die effektiven Gravitationskräfte von stellarer und kompakter Komponente auf: die Sternmaterie ist ungebunden und verlässt den Stern. Dann kann sie aber von der kompakten Komponente eingefangen werden. Im zweiten Fall, Wind-Akkretion, bläst der Riese einen so heftigen Sternenwind ab, dass dieser vom nahen kompakten Begleiter eingefangen werden kann.
rotierende Materiescheibe
Beide Sterne rotieren. Die Sternmaterie besitzt also Drehimpuls. Aus diesem Grund fällt sie nicht direkt auf kürzestem Wege auf die kompakte Komponente ein, sondern beschreibt eine kurvenförmige Bahn. Auf diese Weise bildet sich eine Akkretionsscheibe aus, im Allgemeinen eine Standardscheibe. Der Motor für die hohe Leuchtkraft dieser Objekte ist demnach die Akkretion.
weitere Einträge
Unter dem Eintrag Röntgendoppelstern findet sich eine zusammenhängende Beschreibung mit einer Abgrenzung von Typen anderer Röntgendoppelsterne (LMXBs, Mikroquasare, AXPs, CVs etc.).
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