Lexikon der Biochemie: Adhäsionsmoleküle
Adhäsionsmoleküle,Adhäsine, Zelladhäsionsmoleküle, auf der Zellmembran nahezu aller Körperzellen vorkommende Proteine, die nach dem Rezeptor-Ligand-Prinzip einen gezielten Kontakt zwischen Zellen herstellen und auf diese Weise eine Kommunikation ermöglichen. Der Zell-Zell-Kontakt induziert eine Vielfalt von Folgereaktionen, wie die intrazelluläre Aktivierung von Botenstoffen mit damit verbundenen Ereignissen (Umgestaltung und Steuerung des Cytoskeletts, Clusterbildung von Oberflächenproteinen im Zell-Zell-Kontaktbereich usw.). Viele A. werden nur zeitlich begrenzt auf der Zelloberfläche präsentiert. Die meisten A. befinden sich in Vesikeln gespeichert innerhalb der Zelle und werden erst durch ein externes Signal durch Exocytose in die Umgebung der Zelle abgegeben. Damit wird in kürzester Zeit eine temporäre Erhöhung der Konzentration der A. auf der Zelloberfläche erreicht, wodurch es zu einer Verstärkung des Zell-Zell-Kontaktes kommt. Nach Abklingen des Signals und des damit verbundenen Effektes nimmt die Zahl dieser Verbindungen auf der Zelloberfläche wieder ab. Die verschiedenen Familien von A. üben im menschlichen Körper eine Vielzahl bedeutender Funktionen aus, die auf die meisten dynamischen Prozesse im Organismus ausgerichtet sind. Eine wichtige Familie von A. sind die Integrine. Für das Immunsystem weitere relevante A. sind die interzellulären Adhäsionsmoleküle (ICAM) und die leucocytenfunktionsassoziierten Antigene (LFA-2 und LFA-3). Eine Trennung zwischen A., die an der Ontogenese beteiligt sind, und den immunrelevanten A. scheint nach neueren Erkenntnissen nicht mehr gerechtfertigt zu sein.
Neben der mechanischen Anheftung an Zellen werden durch A. auch biochemische Prozesse gesteuert, wie Beispiele bei den Wechselwirkungen von leukocytenfunktionsassoziierten Antigen-1 (LFA-1) mit interzellulären Adhäsionsmolekülen zeigten. Das Fibronectin trägt als extrazelluläres Adhäsionsprotein zur Zell-Matrix-Verbindung bei, während Tenascin in Abhängigkeit vom Zelltyp eine Förderung oder Hemmung der Adhäsion bewirkt. [R. Piggot The Adhesion Molecule Facts Book, Academic Press, San Diego, 1993].
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