Bleomycine, von Streptomyces verticillus produzierte Glycopeptidantibiotika, die bei der Behandlung von Schuppenzellcarcinomen, Lymphomen und Hodenkrebs häufig verwendet werden. Es sind ungefähr 200 verschiedene B. bekannt, die sich meistens in der Art des C-terminalen Substituenten unterscheiden, der durch die Zugabe unterschiedlicher Amine zum Bakterienkulturmedium bestimmt werden kann. Das klinisch verwendete Präparat ist eine Mischung aus 11 B. (Handelsname "Blenoxan"); die Hauptbestandteile sind B. A₂ (60-70 %) und B. B₂ (20-25%; Abb.).
B. verursachen einen Strangbruch der DNA, sowohl in Lösung als auch in intakten Zellen. Es werden alle Arten von DNA (Säugetier-, Virus- und Bakterien-DNA und synthetische Polymere) angegriffen. Die B. binden auch an RNA, bewirken aber keinen Abbau. In RNA-DNA-Hybriden bauen sie die DNA, aber nicht die RNA ab. Diese Spezifität geht auf das Vorhandensein von 2-Desoxyribose zurück. Für den DNA-Abbau durch B. wird molekularer Sauerstoff benötigt, Metallkomplexbildner wie z.B. EDTA, oder das eisenspezifische Reagenz Deferoxamin verhindern ihn. Die biologisch aktive Form der B. besteht aus einem Komplex mit Fe(II). Die stopped-flow-Spektroskopie zeigt, dass zwei verschiedene kinetische Ereignisse ablaufen, nachdem der Fe(II)-B.-Komplex O₂ ausgesetzt wurde: 1) Bildung des instabilen Zwischenproduktkomplexes Fe(II)-Bleomycin-O₂; 2) Zerfall dieses Komplexes in eine ESR-aktive Form ("aktiviertes B.") die als Fe(III)-B.(O₂H) oder Fe(III)-B.(O

) formuliert wird und die DNA angreift.
Phleomycinen fehlt die Doppelbindung am C4' des Bithiazolteils. Sie sind zwar sonst identisch mit B., aber zu toxisch, um als Antibiotikum eingesetzt werden zu können. Andere verwandte Antibiotika sind Zorbamycin, Victomycin und Platomycin [J.C. Dabrowiak in Advances In Inorganic Biochemistriy Bd. 4, Elsevier Biomedical, 1982, 69-113; S.A. Kane u. S.M. Hecht "Polynucleotide Recognition and Degradation by Bleomycin" Prog. Nucl. Acid Rs. Mol. Biol. 49 (1994) 313-352].

Bleomycine