Lexikon der Biochemie: Curare-Alkaloide
Curare-Alkaloide, die toxischen Bestandteile der von den Indianern Südamerikas benutzten Köder- und Pfeilgifte. Ende des vorigen Jahrhunderts unterteilte Boehm die C. nach der Art, wie die Indianer sie aufbewahrten, in Topf-, Tubo- und Kalebassencurare. Diese Einteilung behielt man bei, weil sich die einzelnen Arten in ihrer Herkunft und damit in den chemischen und pharmakologischen Eigenschaften unterscheiden. Die Herstellung des Curare erfolgt durch wässrige Extraktion der Pflanzen und Einengen der Auszüge.
Topf- und Tubocurare sind ziemlich ähnliche, wenig giftige Sorten, die aus Chonodendron-Arten gewonnen und in Tontöpfen oder Bambusröhren verpackt werden. Die Alkaloide gehören der Isochinolingruppe an. Ihr wichtigster Vertreter ist das quarternäre Bisbenzylisochinolinalkaloid Tubocurarin.
Als Kalebassencurare bezeichnet man die aus Strychnos-Arten gewonnenen und in ausgehöhlten Flaschenkürbissen verpackten Präparate, die sich durch eine Vielfalt an C. und hohe Giftigkeit auszeichnen. Diese Alkaloide leiten sich vom Indol ab. Nach ihrem Bauprinzip unterscheidet man drei Arten: Verbindungen vom Yohimbintyp (z.B. Mavacurin), vom Strychnintyp (z.B. Wieland-Gumlich-Aldehyd) sowie die Bisindolalkaloide (z.B. Kalebassen-Toxiferin-I).
Mit Curare (Kurare) bezeichnet man im wissenschaftlichen Sprachgebrauch heute nur noch die muskellähmend (curarisierend) wirkenden C. Diese Eigenschaft findet sich bei den dimeren Indolalkaloiden mit Strychningerüst und zwei quarternären Stickstoffatomen. Diese C. sind sehr giftig; Kalebassen-Alkaloid-E und G gehören zu den giftigsten Verbindungen überhaupt. Letale Dosen führen zum Tod durch Atemlähmung.
Pharmakologische Wirkung. Die Curare-Alkaloide unterbrechen die nervösen Impulse an der motorischen Nervenendplatte durch Verdrängung des Acetylcholins und führen zu einer Lähmung der quergestreiften Muskulatur. Wegen der langsamen Resorption der C. im menschlichen Verdauungstrakt können durch Pfeilgift getötete Tiere gefahrlos genossen werden. Bei subkutaner oder intramuskulärer Injektion setzt die curarisierende Wirkung schneller ein und hält lange an. Wegen schwankender Zusammensetzung an C. und unangenehmer Nebenwirkungen sind die Curarepräparate in der Medizin durch Reinalkaloide oder synthetische bzw. halbsynthetische Analoge der C. (z.B. Alloferin) ersetzt worden. Sie werden als Muskelrelaxanzien bei Operationen, schwerem Tetanus sowie bei neurologisch bedingten Muskelkrämpfen verwendet.
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