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Lexikon der Biochemie: GM1-Gangliosidosen

GM1-Gangliosidosen, verursacht durch einen Mangel an β-Galactosidase (EC 3.2.1.23). GM1-G. treten in folgenden Formen auf:
1) allgemeine GM1-Gangliosidose, GM1-Gangliosidose I, neuroviszerale Lipidose, Pseudo-Hurlersches Syndrom, Maladie de Landing. Die Isoformen A1, A2 und A3 der β-Galactosidase sind defekt. Als Folge akkumulieren GM1-Gangliosid und Desialo-GM1-Gangliosid in Neuronen und Glycosaminglycane in Milz, Leber, Epithelzellen der Nierenglomeruli und Knochenmark. Klinische Symptome sind geistige und motorische Retardierung, Leber- und Milzvergrößerung (Hepatosplenomegalie). Die Krankheit führt bis Ende des zweiten Lebensjahrs zum Tod.
2) juvenile GM1-Gangliosidose, GM1-Gangliosidose II. Es fehlen nur zwei der drei Leber-β-Galactosidasen (A1 und A3). Sphingolipide akkumulieren nicht in der Leber. GM1 wird ausschließlich im zentralen Nervensystem abgelagert. Die Krankheit schreitet langsamer fort als die allgemeine Gangliosidose, das klinische Bild ist jedoch ähnlich. Sie führt gewöhnlich zwischen dem dritten und zehnten Lebensjahr zum Tod.
3) adulte GM1-Gangliosidose, GM1-Gangliosidose III. Aktivität der β-Galactosidase beträgt ungefähr 5% des Normalwerts. Spätestens mit acht Jahren tritt eine motorische Verschlechterung ein, die intellektuellen Fähigkeiten sind jedoch nur gering beeinträchtigt. [A.T. Hoogeveen et al. J. Biol. Chem. 259 (1984) 1.974-1.977]
4) GM1-Gangliosidose einschließlich Sialidose. Den beiden Enzymen β-Galactosidase (EC 3.2.1.23) und Sialidase (Neuraminidase; EC 3.2.1.18) fehlt ein schützendes Glycoprotein und beide sind instabil. Monosialogangliosid GM1 und Sialyloligosaccharide akkumulieren in Neuronen, Milz, Leber, Knochenmark und Nieren. Die kindliche Form (Typ I) tritt in der frühen Kindheit auf und hat in klinischer Hinsicht Ähnlichkeit mit der allgemeinen GM1-Gangliosidose. Die jugendliche Form (Typ II) manifestiert sich mit 3-20 Jahren, zeigt progressive neurologische Störung mit Ataxie und mäßiger geistiger Entwicklungsstörung, grobe Gesichtsmerkmale, Knochendeformationen und kirschrote makuläre Flecken und weist keine Viszeromegalie auf. Die Lebenserwartung kann normal sein.

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