Oligosaccharine, Oligosaccharide mit spezifischer Zusammensetzung, die als Modulatoren des Zellverhaltens bei Pflanzen wirken. Es wird angenommen, dass sie das Wachstum, die Entwicklung, die Reproduktion und die Verteidigung regulieren. O. sind in enzymatischen und aciden Aufschlüssen sowie in hitzebehandelten Präparaten, die von pflanzlichen und fungalen Zellwandpolysacchariden gewonnen werden, vorhanden. Solche Präparationen enthalten neben geringen Mengen an aktivem Material große Mengen an inaktiven Substanzen mit ähnlicher einförmiger Struktur, so dass nur langsam Fortschritte bezüglich der Isolierung und Charakterisierung von O. gemacht werden. O. wirken spezifisch, im Gegensatz zu anderen Pflanzenhormonen, welche pleiotrop sind. Die Funktion von Hormonen, wie z.B. Auxin und Gibberellin, kann darin bestehen, Enzyme zu aktivieren, die O. aus den Zellwänden freisetzen. Beispielsweise stimuliert Auxin das Wachstum der Erbsenstängel und vervielfacht die Wirkung eines Enzyms um das 50fache, das aus dem Xyloglucan der Zellwand aktives Material abspaltet. Dieses Material inhibiert dann das auxinstimulierte Wachstum. Während also Auxin an den Spross-Spitzen das Wachstum stimuliert, werden die O. den Stängel hinunter transportiert und hemmen das Wachstum der Lateralknospen. Dadurch wird eine apikale Dominanz bewirkt.

Es konnte gezeigt werden, dass O. in Pflanzengewebekulturen das Blühen hemmen, das vegetative Wachstum fördern und die Organentwicklung regulieren. Die effektiven Konzentrationen der O. sind 100-1.000-mal geringer als jene anderer Pflanzenhormone, wie z.B. der Auxine, Cytokinine und Gibberelline.

Wahrscheinlich sind die O. an der Elicitation (Elicitor), der Synthese von Phytoalexinen beteiligt. O. können entweder aus der Zellwand des eindringenden Organismus durch Wirtsenzyme freigesetzt werden oder aus den Wirtszellwänden mit Hilfe von Enzymen des eindringenden Organismus oder aus den Wirtszellwänden durch Enzyme, die vom Wirt infolge von Zellverletzung selbst produziert werden.