Lexikon der Biochemie: Secretin
Secretin, H-His1-Ser-Asp-Gly-Thr5-Phe-Thr-Ser-Glu-Leu10-Ser-Arg-Leu-Arg-Asp15-Ser-Ala-Arg-Leu-Gln20-Arg-Leu-Leu-Gln-Gly25-Leu-Val-NH2, ein in der Schleimhaut des Zwölffingerdarms (Duodenum) und des oberen Dünndarms (Jejunum) gebildetes 27AS-Peptidamid. Daneben wurde S. auch im Hypothalamus, in der Hypophyse u.a. gefunden. Im Dünndarm bewirkt die aus dem Magen stammende Salzsäure eine pH-Erniedrigung auf > 4 und dadurch eine Ausschüttung von S. in den Blutstrom. Das dadurch im Pankreas gebildete NaHCO3-haltige wässrige Sekret neutralisiert die in den Dünndarm gelangte Salzsäure. Durch Somatostatin wird die Freisetzung des S. gehemmt und die Pankreassekretion reduziert. Im Fettgewebe zeigt S. lipolytische und glycolytische Wirkungen. Es beeinflusst auch den Plasmaspiegel von Insulin und Glucagon. In den Zielzellen wird die Wirkung über die Adenylat-Cyclase vermittelt. Die Aktivität von S. wird in der Regel in klinischen Einheiten (KE bzw. CU für engl. clinical units) angegeben, die am Hund bestimmt werden. 1mg S. hat etwa 4.000-5.000 CU. Der physiologische S.-Spiegel beträgt etwa 20 pg/ml. Aufgrund der Sequenzhomologie gehört das Gewebshormon S. der Glucagon-Secretin-VIP-Familie an. Zur Gallenblasen- und Pankreas-Funktionsprüfung steht hoch reines synthetisches S. zur Verfügung. Zur Untersuchung der Pankreasfunktion und der Diagnose des Zollinger-Ellison-Syndroms wird S. (Sekretolin) in Dosen zwischen 75-100 CU parenteral appliziert. Im Gegensatz zu gesunden Probanden reagieren Patienten mit Zollinger-Ellison-Syndrom (gastrinproduzierender Tumor) auf diagnostische S.-Dosen mit einem erhöhten Plasmaspiegel an Gastrin und GIP.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.