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Kompaktlexikon der Biologie: Acanthocephala

Acanthocephala, Kratzer, zu den Nemathelminthes gestellte Gruppe, deren etwa 1100 Arten ausschließlich als Darmparasiten mit obligatorischem Wirtswechsel leben. Endwirte sind wasser- und landlebende Wirbeltiere, Zwischenwirte sind Krebse und Insekten. A. werden meist nur wenige Zentimeter lang (größte Art, Riesenkratzer, 70 cm, kleinste Art 2 mm), die Weibchen sind meist größer als die Männchen. Der Körper der A. ist gegliedert in Rüssel (Rostrum), Hals und Rumpf. Der Rüssel ist ausstülpbar und besitzt nach hinten gerichtete Haken, die der Anheftung an die Darmwand des Wirtes dienen ( vgl. Abb. ). Die A. besitzen keinen Darm, Exkretionsorgane (Protonephridien) kommen nur bei Arten vor, die bei Landwirbeltieren parasitieren. Zahl und Anordnung der Körperzellen sind konstant (Eutelie), die Zahl der Geschlechtszellen nimmt zeitlebens zu. Die A. sind getrenntgeschlechtlich, bei den Weibchen lösen sich die Ovarien frühzeitig auf und bilden Ovarialballen, die aus je zwei Syncytien bestehen und frei in der Leibeshöhle flottieren ( vgl. Abb. ). Entsprechend der parasitischen Lebensweise ist die Eiproduktion sehr hoch (bis zu mehrere Mio. Eier beim Riesenkratzer). Die Eier werden nach Ablage vom Zwischenwirt aufgenommen. Dort schlüpft die Larve (Acanthor) und dringt in die Darmwand ein. Sie wird vom Wirt mit einer Cystenhülle umgeben, in der sie sich weiter zur Acanthella mit ausstülpbarem Rüssel entwickelt und am Ende dieser Entwicklung als Cystacanthus bezeichnet wird. Um in den Endwirt zu gelangen, muss der Zwischenwirt von diesem gefressen werden. In dessen Darm schlüpft der Cystacanthus aus seiner Cyste und heftet sich an die Darmwand.



Acanthocephala:1 Art der A., die im Fischdarm parasitiert; 2 Halsregion eines A. mit ausgestülptem Rüssel



Acanthocephala: Bauplan eines Männchens (unten) und eines Weibchens (oben); 1 ausgestülpter bzw. eingestülpter Rüssel, 2 Halsregion, 3 Rüsselscheide, 4 Rüsselrückziehmuskeln, 5 Cuticula, 6 Epidermis, 7 Ringmuskulatur, 8 Längsmuskulatur, 9 Hals-Rückziehmuskeln, 10 Lemnisken, 11 Ligamentsack (beim Weibchen aufgrund der prallen Eifüllung aufgeplatzt), 12 Hoden, 13 Reste des Eierstocks, 14 Ovarialballen, 15 unreife Eier, 16 Acanthor-Cysten, 17 Uterusglocke, 18 Uterus, 19 Klebdrüse, 20 Zementdrüsen, 21 Bursa, 22 Penis, 23 Vagina, 24 Protonephridienkomplex, 25 Gehirn, 26 Genitalganglien

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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