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Kompaktlexikon der Biologie: Blut

Blut, latein. Sanguis, in Kreislaufsystemen (Blutgefäßsystem, Blutkreislauf) oder in Hohlräumen der vielzelligen Tiere zirkulierende Körperflüssigkeit. Morphologisch ist Blut ein mesenchymales Organsystem (Mesenchym), dessen Zellen sich in der stark vermehrten extrazellulären Flüssigkeit bewegen. Alle Körperflüssigkeiten stehen miteinander in Verbindung, wobei Membranen selektiv bestimmte Komponenten zurückhalten und andere durchlassen, sodass sich die Körperflüssigkeiten der verschiedenen Kompartimente in ihrer Zusammensetzung unterscheiden. Von B. spricht man streng genommen nur bei Tieren mit geschlossenem Blutkreislauf. Hier fließen Blut und Lymphe in getrennten Blutgefäßen bzw. Lymphgefäßen (Lymphgefäßsystem). Dieses System ermöglicht die Aufrechterhaltung eines stabil hohen Blutdrucks und eine intensive Versorgung der peripheren Gewebe auch bei großen Tieren. Bei Tieren mit offenem Blutkreislauf, bei dem sich Blut und extrazelluläre Flüssigkeit vermischen, nennt man die Körperflüssigkeit Hämolymphe. Allerdings gilt diese Unterscheidung nicht immer streng; z.B. besitzen Insekten zwar einen offenen Blutkreislauf, aber auch eine Blut-Hirn-Schranke.

Die Aufgabe des B. ist die Vermittlung des Stoffaustausches zwischen der Umwelt und den Zellen des Organismus. Dazu gehören: Gastransport, Abgabe des Sauerstoff (O2) ins Gewebe, Abtransport des Kohlenstoffdioxids (CO2) zu den Lungen; Transport von Nahrungsstoffen und „Baustoffen“ (z.B. Zucker, Aminosäuren, Fette bzw. Fettsäuren, Elektrolyte); Abtransport von Abbauprodukten (z.B. Harnstoff, Kreatinin); Transport von Vitaminen und Hormonen; Abwehr von Fremdkörpern und Krankheitserregern durch Antikörper und Zellen des Immunsystems; Temperaturregulation; Verhinderung von Blutverlusten (Blutgerinnung). Die vielfältigen Einzelfunktionen tragen insgesamt zur Regulation der Homöostase bei. Bei Wirbellosen erfüllt das B. noch einige weitere spezielle Aufgaben. So dient es bei den Mollusca als Hydroskelett und ermöglicht durch das Zusammenspiel von Flüssigkeitsdruck und Muskeltätigkeit Körperbewegungen. Bei Gliederfüßern werden Häutung, Schlüpfen (Metamorphose) und Flügelentfaltung durch Blutdruckänderungen reguliert.

Die Blutmenge der einzelnen Tierarten ist sehr unterschiedlich. In offenen Blutkreisläufen ist sie i.Allg. bedeutend größer als in geschlossenen, bemerkenswert geringe B.-Mengen findet man bei Fischen und Insekten-Imagines. Der B.-Gehalt eines erwachsenen Menschen beträgt normalerweise 1/12 bis 1/13 seines Körpergewichts, also ca. 5 – 6 Liter, der pH-Wert liegt bei 7,36. Das Blutplasma, der wässrige Anteil des B., hat beim Menschen einen Anteil beon 55 Vol%. Es enthält die Blutproteine, Gerinnungsfaktoren, Salze, Hormone, Nahrungsstoffe, Enzyme usw. Der wässrige Anteil des B. ohne die Gerinnungsstoffe wird Blutserum genannt. Der osmotische Druck des B. beruht im Wesentlichen auf dem Salzgehalt des Blutplasmas, vor allem auf dem Gehalt an Natriumchlorid sowie dem Gehalt an Blutproteinen (Albumine, Globuline), wobei letzterer den kolloidosmotischen Druck des B. bestimmt; dieser verhindert die Filtration proteinfreier Blutflüssigkeit in umliegendes Gewebe. Salze in Form von Hydrogencarbonaten und Phosphaten gehören zu den Blutpuffern, die den leicht alkalischen pH-Wert des Blutes konstant halten. Rund 45 Vol% des B. nehmen die Blutkörperchen (Erythrocyten, LeukocytenThrombocyten) ein.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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