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Kompaktlexikon der Biologie: C4-Pflanzen

C4-Pflanzen, Pflanzen, die wie die CAM-Pflanzen über spezielle Mechanismen verfügen, CO2 in Geweben, in denen die Ribulose-1,5-bisphosphat-Carboxylase/Oxygenase („Rubisco“) aktiv ist, anzureichern. Der stets hohe CO2-Partialdruck verhindert dadurch Fotorespiration. C4-Pflanzen unterscheiden sich von den C3-Pflanzen nicht nur durch physiologische, sondern auch durch anatomische Anpassungen. Neben dem Mesophyll kommt als weiteres fotosynthetisch aktives Gewebe die so genannte Leitbündelscheide hinzu ( vgl. Abb. ). Sie besteht aus Zellen, die kranzartig um die Leitbündel angeordnet sind. An der CO2-Fixierung sind in C- P. sowohl die Mesophyll- als auch die Leitbündelscheidenzellen beteiligt, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander befinden und durch Plasmodesmata miteinander verbunden sind (Plasmodesmen). In den Mesophyllzellen wird das CO2 zunächst in Form einer C4-Dicarbonsäure fixiert. Die eigentliche CO2-Fixierung durch den Calvin-Zyklus erfolgt dann in den Zellen der Leitbündelscheide. Diese beiden Prozesse laufen somit räumlich getrennt voneinander ab.

Der so genannte C4-Zyklus (nach seinen Entdeckern auch Hatch-Slack-Zyklus genannt) kann in vier Abschnitte unterteilt werden: ( vgl. Abb. ) 1) CO2-Fixierung durch Carboxlierung von Phosphoenolpyruvat (PEP) in den Mesophyllzellen, wobei Malat oder Aspartat als Produkt entsteht, 2) Transport der Dicarbonsäure (C4-Körper) vom Mesophyll in die Leitbündelscheide, 3) Decarboxylierung unter Bildung von CO2 und einer Monocarbonsäure (C3-Körper), welche 4) in das Mesophyll zurücktransportiert wird. Hier erfolgt dann die Regeneration von PEP.

Bei C4 – P. kommen drei unterschiedliche Varianten des C4-Zyklus vor, die sich dadurch unterscheiden, ob Malat oder Aspartat zur Leitbündelscheide hintransportiert und Alanin oder Pyruvat von dort zurücktransportiert werden ( vgl. Abb. ). Außerdem bestehen Unterschiede in bezug auf das Enzym, das die Decarboxylierungsreaktion in den Leitbündelscheidezellen katalysiert, sowie dessen Lokalisation. Die drei Varianten sind nach diesen Enzymen benannt: 1) NADP-abhängiger-Malatenzym-Typ (Chloroplasten), typische Vertreter: Mais, Fingerhirse, Zuckerrohr; 2) NAD-abhängiger Malatenzym-Typ (Mitochondrien): Hirse und Amaranth; 3) PEP-Carboxykinase–Typ (Cytosol): Rispenhirse. C4 – P. sind inzwischen in 16 monokotylen und dikotylen Pflanzenfamilien nachgewiesen (Poaceae, Chenopodiaceae, Cyperaceae). Schätzungen ergaben, dass ungefähr ein Prozent der Pflanzen C4 – P. sind. Sie kommen vor allem in subtropischen und tropischen Regionen der Erde vor. Der C4-Zyklus arbeitet auch bei Temperaturen im optimalen Bereich, bei denen durch partielles Schließen der Spaltöffnungen allzu großer Wasserverlust vermieden werden soll. Dies liegt daran, dass die Phosphoenolpyruvat-Carboxylase eine höhere Affinität zu CO2 hat als die Rubisco, sodass am Ort des Calvin-Zyklus stets für ausreichend hohe CO2-Konzentrationen gesorgt wird.



C4-Pflanzen: Querschnitt durch das Blatt einer dikotyledonen C4-Pflanze. Auffällig ist die Größe der Leitbündelscheidenzellen im Vergleich zu den sie umgebenden Mesophyllzellen



C4-Pflanzen: Schema des C4-Zyklus . Die Fixierung von CO2 erfolgt in den Mesophyllzellen räumlich getrennt von den Reaktionen des Calvin-Zyklus, die in den Leitbündelscheidenzellen ablaufen. Der C4-Zyklus gliedert sich in die vier Abschnitte Fixierung, Transport, Decarboxylierung und Rücktransport. Durch die räumliche Trennung wird Fotorespiration vermieden



C4-Pflanzen: Die drei Varianten des C4-Zyklus

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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