Kompaktlexikon der Biologie: Chorda dorsalis
Chorda dorsalis, Chorda, Rückensaite, Achsenstab, bei den Chordatieren (Chordata) ein den Körper zwischen Neuralrohr und Darm längs durchziehender elastischer Strang aus spezialisierten Zellen, die von einer Bindegewebshülle, der Chordascheide, umgeben sind. Bei Wirbeltieren (Vertebrata) besitzen die Zellen der C.d. je eine große Vakuole, durch deren Turgor die C.d. ihre Steifheit erhält. Bei Lanzettfischchen (Acrania) findet man geldrollenartig hintereinander liegende, spezialisierte Muskelzellen, bei manchen Manteltieren (Tunicata) glykogenreiche Zellen mit Dottereinschlüssen.
Die C.d. ist stammesgeschichtlich das ursprüngliche Achsenskelett der Chordatiere und dient als Stützelement und Muskelansatzstelle. Alle Chordatiere legen zumindest embryonal eine C.d. an, die entweder als Abfaltung spezialisierten Gewebes vom Dach des Urdarms oder durch Einwanderung von Zellen in die Primitivrinne (beim Vogel) entsteht. Während die Acrania und manche Fische (z.B. Neunaugen, Störe, Latimeria) zeitlebens eine C.d. haben, wird sie in der Phylogenese und Ontogenese der Wirbeltiere immer weiter reduziert und ihre Funktion von der Wirbelsäule übernommen. Bei niederen Wirbeltieren gibt es unterschiedliche Stadien der Chorda-Reduktion, hingegen ist sie bei den Vögeln und Säugetieren während der Ontogenese vorhanden und wird dann später abgebaut. Nicht entschieden ist, ob sich innerhalb der Wirbelkörper der Vögel ein Chorda-Rest befindet und ob der Nucleus pulposus in den Zwischenwirbelscheiben der Säugetiere (Mammalia) ein Rest der C.d. ist.
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