Kompaktlexikon der Biologie: Denken
Denken, ein Prozess der Informationsverarbeitung, in dessen Verlauf ein Gegenstand, ein Problem, eine Situation oder ein Aspekt erfasst und verarbeitet wird. Dabei werden Wahrnehmungen, Erinnerungen und Vorstellungen miteinander in Beziehung gebracht.
Die höchsten Formen des D. sind das Bewusstsein und die Sprache. Die moderne Verhaltensforschung hat gezeigt, dass auch Tiere bestimmte Formen des D. zeigen. Einsichtiges Handeln (Einsicht) und Werkzeuggebrauch bei Menschenaffen zeugen von einem ausgeprägten Assoziationsvermögen (Assoziation). Eine besondere kognitive Leistung ist auch die bei Schimpansen beobachtete Fähigkeit zur taktischen Täuschung von Artgenossen. Bei von Menschen aufgezogenen Menschenaffen (vor allem Schimpansen) ist es möglich, ihnen eine Zeichensprache beizubringen, mit der sie kommunizieren können. Nicht nur Menschenaffen, sondern auch andere Säugetiere und Vögel verfügen über die Fähigkeit der vorsprachlichen Begriffsbildung, die auch als unbenanntes Denken bezeichnet wird. So können Rhesusaffen z.B. lernen, unter drei vorgelegten Objekten (zwei Kreise, ein Dreieck) das ungleiche Objekt zu wählen. Bietet man ihnen nach dem Erlernen der Aufgabe andere Objekte, von denen eines ungleich ist, wählen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit das ungleiche Objekt.
Literatur: Calvin, William H.: Wie das Gehirn denkt. Die Evolution der Intelligenz. Heidelberg 1998. – Gould, J, L./Gould, C. G.: Bewusstsein bei Tieren. Ursprünge von Denken, Lernen und Sprechen, Heidelberg 1997. – Whorf, B. L.: Sprache, Denken, Wirklichkeit, Reinbek 1997. – Posner, M.I., Raichle, M.E.: Bilder des Geistes. Hirnforscher auf den Spuren des Denkens, Heidelberg 1996. – Vester, F.: Denken, lernen, vergessen, München 1998.
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