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Kompaktlexikon der Biologie: Glutaminsäure

Glutaminsäure, Abk. Glu, Ein-Buchstaben-Symbol E, eine proteinogene Aminosäure mit zwei Carboxylgruppen, ( vgl. Abb. ) die Baustein fast aller Proteine, insbesondere aber der pflanzlichen Samenproteine ist. Die Salze der G. sind die Glutamate. G. ist ein Schlüsselprodukt des Aminosäurestoffwechsels. Sie ist Vorstufe bzw. Abbauprodukt des Glutamins. Durch Transaminierung bzw. oxidative Desaminierung wird sie in α-Ketoglutarat (α-Ketoglutarsäure) umgewandelt und damit dem weiteren Abbau durch die Reaktionen des Citratzyklus zugänglich gemacht. Außerdem bilden sich aus G. die zur α-Ketoglutarat-Fam. gehörenden Aminosäuren Prolin, Hydroxyprolin, Ornithin, Citrullin und Arginin. G. ist der biochemische Vorläufer der γ-Aminobuttersäure (GABA). Als erregender Neurotransmitter wirkt G. bei den so genannten glutamatergen Neuronen des Zentralnervensystems auf vier Rezeptoren, u.a. auch auf den NMDA-Rezeptor, der bei der Gedächtnisbildung (Gedächtnis) eine wichtige Rolle spielt. Die Verteilung der G. im Gehirn ist fein reguliert. Gliazellen nehmen die bei Erregungsübertragung freigesetzte G. über aktiven Transport auf und beenden damit die Erregungsübertragung an der Synapse. Über einen Kreislauf gelangt G. in die Neuronen zurück. Ist dieser Kreislauf gestört (z.B. nach Schlaganfall) so kommt es durch Übererregung von Neuronen mit NMDA-Rezeptor zur Desensibilisierung und nachfolgend zu Lähmungen und Sprachstörungen. Entsprechend werden G.-Antagonisten u.a. zur Behandlung von Schlaganfällen, aber auch gegen die Parkinson-Krankheit und zur Behandlung der Epilepsie eingesetzt. – In der Lebensmittelindustrie besitzt G. Bedeutung als Geschmacksverstärker. Aus diesem Grund war sie die erste Aminosäure, die industriell hergestellt wurde, zuerst durch Hydrolyse glutaminreicher Quellen wie z.B. Weizengliadin, dann durch industrielle Fermentation.



Glutaminsäure

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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