Kompaktlexikon der Biologie: Induktion
Induktion, 1) Enzyminduktion.
2) Blütenbildung.
3) in der Embryonalentwicklung die Auslösung von neuen Entwicklungsvorgängen durch ein Signal von außerhalb der induzierten Zellpopulation. Auf das jeweilige Induktionssignal reagieren nur kompetente Zellen (Kompetenz), und zwar jeweils nur im Rahmen ihrer Reaktionsnorm. Die tierische Ontogenese lässt sich als Kette oder Kaskade aufeinander folgender und aufeinander aufbauender Induktionsvorgänge auffassen ( vgl. Abb. ). I. kann einen engen Kontakt von Signalgeber (Induktor) und regierendem Gewebe voraussetzen (embryonale I., z.B. die I. des Zentralnervensystems der Wirbeltiere) oder aber aufgrund von weiter reichenden Signalen stattfinden (hormonelle I.). Zellen verschiedener Kompetenz reagieren auf gleiche Signale verschieden. So veranlasst z.B. derselbe Induktor in embryonaler Unken-Epidermis die Bildung von Unkenmund-Strukturen, in der Molch-Epidermis hingegen die Bildung von Molchmund-Strukturen. Bei der Kaulquappe löst ein einziges Hormon (Thyroxin) – in verschiedenen Konzentrationen – im Schwanz Abbauvorgänge, in der Beinknospe Aufbauvorgänge und im Auge Umbauvorgänge aus.
Das Phänomen der I. wurde 1924 von H. Spemann und H. Mangold an Molch-Embryonen entdeckt. Die Transplantation von Gewebe der dorsalen Urmundlippe („Spemann-Organisator“ genannt, bildet später die Chorda dorsalis) in eine Region, welche normalerweise Bauchhaut gebildet hätte, induziert dort die Entwicklung einer zweiten embryonalen Achse mit Neuralrohr und Somiten, die vom induzierten Wirtsgewebe gebildet werden, und der vom Transplantat gebildeten Chorda. Mitbeteiligt bei der I. sind vom Spemann-Organisator abgegebene Stoffe wie Noggin und Chordin. Sie inaktivieren in benachbarten Ektodermzellen einen sezernierten Faktor, der die Bildung von epidermalem Ektoderm auslöst, und ermöglichen so die Bildung von neuralem Ektoderm. Die Bildung des Spemann-Organisators selbst wurde zuvor vom Nieuwkoop-Zentrum induziert. (Abb. s.S. 161)
Induktion
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