Kompaktlexikon der Biologie: Inselbiogeografie
Inselbiogeografie, Forschungsgebiet der Biogeografie, das sich mit der Verbreitung von Arten und der Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften auf „Inseln“ befasst. Dabei standen zu Beginn der Untersuchungen marine Inseln, also „echte“ Inseln, im Mittelpunkt, während später auch terrestrische Ökosysteme mit inselartigem Verbreitungsmuster mit einbezogen wurden.
Die von den nordamerikanischen Biogeografen MacArthur und Wilson 1967 postulierte Inseltheorie (Gleichgewichtstheorie der Inselbiogeografie) geht davon aus, dass sich bei der Besiedelung von Inseln ein Gleichgewicht zwischen Zuwanderung und Aussterben von Tier- und Pflanzenarten einstellt, das statistisch berechenbar ist. Nach dieser Theorie sind Inselpopulationen relativ kurzlebig, was z.B. auf die geringe Individuenzahl, beschränkte genetische Reserven, Fehlen von Refugien bei extremen Witterungsbedingungen, Raummangel u.a. zurückzuführen ist. Dies gilt vor allem für kleine Inseln. Die Zuwanderungsmöglichkeit nimmt mit zunehmender Entfernung vom Festland ab. Sie ist umso geringer, je mehr ökologische Nischen bereits gebildet und damit weniger ökologische Lizenzen für immigrierende Arten geboten werden. Umgekehrt steigt die Aussterberate zwangsläufig mit der Zahl vorhandender Arten an. Die errechneten statistischen Wahrscheinlichkeiten entsprachen bei vielen Untersuchungen gut den tatsächlichen Verhältnissen.
Die Inseltheorie erwies sich auch als auf „kontinentale Inseln“ isolierter Festlandsgebiete (Hochgebirge, Seen, Moore u.a.) anwendbar. Besondere Bedeutung hat sie für Probleme des Artenschutzes erlangt. Die Planung von Naturschutzgebieten basiert häufig auf den Prinzipien der I. Um den Artenreichtum eines bestimmten Gebietes zu erhalten, ist eine bestimmte minimale Größe erforderlich, die wiederum von den Flächenansprüchen der einzelnen Arten abhängt. Bei der Konzeption von Schutzgebieten stellt sich oft die Frage, ob ein großes Reservat vorteilhafter ist als mehrere kleine. Wenn die zu erhaltende Biozönose aus Arten mit unterschiedlichen Habitat-Ansprüchen besteht, sind mehrere kleine Reservate vorzuziehen, die evtl. auch untereinander vernetzt sein können (Biotopvernetzung).
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