Kompaktlexikon der Biologie: Kastration
Kastration, in der Humanmedizin und in der Veterinärmedizin die operative Entfernung der männlichen bzw. weiblichen Keimdrüsen oder ihre Zerstörung durch Röntgenbestrahlung (nicht mehr gebräuchlich) bzw. die Ausschaltung ihrer Wirkung durch Gabe von Hormonen (chemische K.). In jedem Fall hat K. die Zeugungsunfähigkeit (Sterilität) zur Folge, da keine Eizellen oder Spermien mehr gebildet werden. Wird die K. im Kindesalter vorgenommen, so führt das Fehlen der Geschlechtshormone dazu, dass die Ausbildung aller sekundären Geschlechtsmerkmale unterbleibt und die kindliche Stimmlage erhalten bleibt („Kastratenstimme“). Außerdem zeigen die Gliedmaßen ein übernormales Längenwachstum, da die Verknöcherung der Epiphysen verspätet eintritt. Bei einer K. im Erwachsenenalter sind die körperlichen Veränderungen geringer (Eunuch). Bei Frauen zeigen sich die gleichen Erscheinungen wie nach dem natürlichen Versiegen der Tätigkeit der Eierstöcke in den Wechseljahren. Häufig treten bei beiden Geschlechtern Stoffwechselstörungen auf, die eine Neigung zum Fettansatz begünstigen. Das sexuelle Verlangen kann geringer werden oder ganz versiegen und oft treten starke psychische Probleme auf. Eine zwangsweise K. ist in Deutschland verboten. K. wird bei bestimmten Erkrankungen (insbesondere Tumoren) als Heilbehandlung eingesetzt.
In der Veterinärmedizin wird vor allem die K. von männlichen Nutztieren vorgenommen, um z.B. unerwünschte Paarungen zu vermeiden, zahmere Arbeitstiere zu erhalten, oder auch, um bei Masttieren einen besseren Fettansatz und wohlschmeckenderes Fleisch zu erhalten. Die männlichen Kastrate heißen beim Pferd Wallach, beim Rind Ochse, beim Haushuhn Kapaun und beim Schaf Hammel.
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