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Kompaktlexikon der Biologie: Landwirtschaft

Landwirtschaft, die geplante und gelenkte Nutzung von terrestrischen Pflanzen- und Tierbeständen, die zum Ziel hat, Menschen mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen (außer Holz) zu versorgen. Mit Ausnahme der flächenunabhängigen Massentierhaltung vollzieht sich die landwirtschaftliche Produktion in Agrarökosystemen.

Einen gezielten Anbau von Pflanzen gibt es seit etwa 13000 Jahren, als der Mensch vom wandernden Jäger und Sammler zum sesshaften Anbauer wurde. Durch züchterische Maßnahmen entwickelten sich aus den ursprünglichen Wildpflanzen ertragreiche Nutzpflanzen. Ein weiterer Schritt war die Haltung von Haustieren (Nutztiere), die sich von wild lebenden Stammformen ableiteten.

Die anfängliche Feldgraswirtschaft wurde später durch die Dreifelderwirtschaft (Brache) abgelöst. Erst im 18. Jh. wurde die Fruchtwechselwirtschaft (Fruchtfolge) eingeführt. Im 19. Jh. ergänzte man die nicht mehr ausreichende Stallmistdüngung durch natürlich vorkommende Phosphate und Stickstoffdünger (Dünger). Eine neue Phase der L. begann im 20 Jh. mit der industriellen Herstellung von Handelsdüngern. Durch Düngung, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, zunehmende Mechanisierung, Züchtung ertragreicherer Pflanzensorten und leistungsstarker Nutztiere sowie intensivierte Tierhaltungsverfahren wurde die landwirtschaftliche Produktion enorm gesteigert. Weitere tiefgreifende Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion sind durch gentechnische Veränderungen an Nutzpflanzen (grüne Gentechnik) zu erwarten.

Zu den Schattenseiten des Fortschritts in der L. zählen die Zerstörung von Lebensräumen, die Belastung von Gewässern und Grundwasser durch Düngestoffe (Eutrophierung) und Pflanzenschutzmittel, eventuelle Belastungen des Erntegutes mit Rückständen, Schädigungen des Bodens durch Verdichtung (Bodenverdichtung), die meist nicht artgerechte Haltung von Tieren unter rein ökonomischen Gesichtspunkten. Der Rückgang an Tier- und Pflanzenarten in der Agrarlandschaft ist im Wesentlichen auf die Zerstörung von Hecken, Rainen, Feldgehölzen, Brachflächen und kleinen Gewässern zurückzuführen (Flurbereinigung).

Neben der vorherrschenden „konventionellen“ L. existieren auch verschiedene Formen einer umweltverträglichen Landbewirtschaftung wie z.B. der integrierte Pflanzenbau und die verschiedenen Richtungen der ökologischen L. Hier strebt man einen möglichst geschlossenen Kreislauf des Agrarökosystems an. (Agenda 21, Essay: Tierquälerei in der Landwirtschaft)

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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