Kompaktlexikon der Biologie: Lektine
Lektine, Glykoproteine vor allem pflanzlichen Ursprungs, die sich durch ein spezielles Bindevermögen für Kohlenhydrate und kohlenhydrathaltige Zelloberflächen auszeichnen. Wegen ihrer Fähigkeit, Erythrocyten u.a. Zellstrukturen zu agglutinieren, werden L. auch als Phytohämagglutinine bezeichnet. Die molekularen Wechselwirkungen zwischen den L. und den Fremdkohlenhydraten sind mit der Antigen-Antikörper-Reaktion vergleichbar. Ein wichtiger Unterschied ist jedoch, dass die L. von Anfang an in der Pflanze enthalten sind und ihre Bildung nicht erst durch Kontakt mit dem Zuckerrest induziert wird.
N-Acetylglucosamin-bindende L. stören die Chitinbildung bei der Zellwandsynthese von Pilzen und schützen so die Pflanzen vor Infektion. In Nachtschattengewächsen bewirken L. die Fixierung von Bakterien an die Zellwände der infizierten Pflanzen. Leguminosenlektine erkennen und fixieren die Luftstickstoff bindenden, symbiontischen Bakterienstämme (Knöllchenbakterien). Zu den tierisches Kohlenhydrat bindenden Proteinen der Zelloberflächen gehören die Selektine, die als Adhäsionsmoleküle bei der Wechselwirkung von Leukocyten mit Endothelzellen von Bedeutung sind. Von medizinischer Bedeutung ist die Verwendung von L. zur Bestimmung der Blutgruppen. Die bevorzugte Agglutination von Tumorzellen durch L. gegenüber Normalzellen wird zum Nachweis der Bildung von Krebszellen in Zellkulturen herangezogen.
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