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Kompaktlexikon der Biologie: Lymphgefäßsystem

Lymphgefäßsystem, aus blind endenden Kanälen bestehendes Gefäßsystem, das die interstitielle Flüssigkeit sammelt und dem Blutgefäßsystem zuführt. Hierzu bilden die Lymphkapillaren in fast allen Organen (außer dem Gehirn) ein dichtes Netz, aus dem die aus dem Interstitium aufgenommene Lymphe in größere Lymphgefäße und bei den meisten Säugern von diesem über den großen Lymphsammelgang, den Brustlymphgang (Ductus thoracicus), in die Blutbahn gelangt. Ähnlich wie die Venen besitzen auch Lymphgefäße ventilartige Klappen ( vgl. Abb. ), die ein Zurückfließen von Lymphe zu den Kapillaren verhindern. Und wie bei den Venen hängt auch die Flüssigkeitsbewegung in den Lymphgefäßen hauptsächlich von der Arbeit der Skelettmuskulatur ab, die durch ihre Kontraktionen wie eine Pumpe wirkt. Darüber hinaus helfen auch rhythmische Kontraktionen in den ableitenden Gefäßwänden, die interstitielle Flüssigkeit in die Lymphkapillaren zu ziehen. Beim Menschen treten pro Tag etwa 20 Liter Flüssigkeit in die Interstitialräume über, von denen etwa 18 Liter vom Blutkapillarsystem wieder rückresorbiert werden. Die restlichen zwei Liter leitet das L. ab.

Bei den Froschlurchen (Anura) ist das eigentliche L. rückgebildet, dafür sind große Zisternen vorhanden, welche die Lymphe sammeln. Bei den Schwanzlurchen (Urodela) und den Blindwühlen (Gymnophiona) hingegen finden sich mehr Gefäße, kleinere Zisternen sowie ursprünglich segmentale Lymphherzen, die ausschließlich unter nervöser Kontrolle stehen und den Lymphfluss beschleunigen. Auch bei den Reptilia finden sich in einem gut ausgebildeten L. zwei Lymphherzen. Vögel (Aves) und Säugetiere (Mammalia) besitzen meist keine Lymphherzen mehr, dafür aber Klappen in den Lymphbahnen, die den Lymphstrom in eine Richtung lenken. Entlang der Lymphbahnen liegen spezielle Organe, die Lymphknoten.



Lymphgefäßsystem: Der Längsschnitt durch ein zuführendes Lymphgefäß (links) zeigt die hintereinander geschalteten Klappensegmente, die immer aus einer Taschenklappe und einem anschließenden Gefäßstück bestehen. Die Lymphe wird durch aufeinander folgende Kontraktionswellen der Klappensegmente weiterbefördert. Rechts ein Lymphknoten mit zuführenden und abführenden Lymphgefäßen sowie Blutgefäßen (dunkel). H Hilum des Lymphknotens, L Lymphknoten, T Taschenklappe

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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