Kompaktlexikon der Biologie: Mutterkornalkaloide
Mutterkornalkaloide, Ergotalkaloide, Ergolinalkaloide, eine Gruppe von mehr als 30 Indolalkaloiden mit Ergolingerüst. M. werden vorwiegend von verschiedenen Arten der zu den Ascomycetes gehörenden Pilzgatt. Claviceps (Mutterkornpilz) gebildet, die auf Roggen und Wildgräsern parasitiert. Ihren Namen erhielten die M. von den als Mutterkorn (engl. ergot) bezeichneten Sklerotien von Claviceps purpurea. Diese Sklerotien bilden sich nach Infektion der Roggenblüten durch Pilzsporen und entwickeln sich zu 1 – 3 cm langen, dunkelvioletten, stark giftigen Körnern, die bis zu 1 % M. enthalten können. M. wurden auch in höheren Pflanzen gefunden. Die M. bilden zwei Untergruppen, die Lysergsäurederivate und Clavinalkaloide. Die Lysergsäurederivate sind Säureamide mit einfachen Aminen oder zyklischen Tripeptiden (z.B. Ergotamin). Letztere stimulieren u.a. die Kontraktion glatter Muskeln, insbesondere der Gebärmutter und der Arteriolen in den peripheren Bereichen des Körpers und werden daher z.B. zur Regulation der Hämorrhagie (Blutungen durch Zerreißen der Gefäße) nach der Geburt eingesetzt (daher der Name Mutterkorn). Während die natürlichen M. eine Gefäß verengende Wirkung haben, sind die halbsynthetischen Präparate Gefäß erweiternd. Durch Anteile von Mutterkorn im Mehl ist es bis in dieses Jh. hinein zu Massenvergiftungen gekommen. Die oft tödliche Vergiftung wurde als Brandseuche oder St.-Antonius-Feuer bezeichnet und heißt heute Ergotismus. Symptome sind schmerzhafte, spastische Kontraktionen der Muskeln und Gefäße, Pelzigkeitsgefühl und Kribbeln der Haut sowie Gangrän und Absterben von Gliedmaßen.
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