Kompaktlexikon der Biologie: Neandertaler
Neandertaler, Homo sapiens neanderthalensis, Homo neanderthalensis, Bez. für eine Gruppe zahlreicher Urmenschenfunde aus der letzten Eiszeit (Würm-Eiszeit) Europas und des Nahen Ostens, deren Alter auf ca. 90000 – 30000 Jahre geschätzt wird. Meist als Unterart des Homo sapiens angesehen, sprechen jüngste paläogenetische Untersuchungen an Neandertalerfunden aus dem Neandertal und aus der Mezmaiskaya-Höhle im Kaukasus für seine artliche Selbständigkeit. Im Jahr 1997 gemachte genetische Untersuchungen an N.-Knochen ergaben, dass die DNA der N. sich von der des modernen Menschen so stark unterscheidet, dass der letzte gemeinsame Vorfahre schon vor mehr als 800000 Jahren gelebt haben muss. Vom älteren Homo erectus unterscheidet sich der N. durch ein wesentlich größeres Gehirnvolumen von 1145 – 1795 cm3 sowie einen ausgesprochen langen Schädel von rundlichem Querschnitt. Gegenüber dem modernen Homo sapiens zeichnet sich der N. bei durchschnittlich höherem Gehirninhalt durch einen kräftigen durchgehenden Augenbrauenwulst, eine fliehende Stirn und ein fliehendes Kinn aus. Typus ist das 1856 von J. C. Fuhlrott im Neandertal bei Düsseldorf entdeckte fragmentarische Skelett. Der Neandertaler gilt als Träger der Kultur des Moustérien.
Literatur: Tattersall, I.: Neandertaler. Der Streit um unsere Ahnen. Basel 1999.
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