Direkt zum Inhalt

Kompaktlexikon der Biologie: Nematoda

Nematoda, Fadenwürmer, in nahezu allen Lebensräumen vorkommende Gruppe der Würmer mit rund 15000 beschriebenen Arten, die oft in extrem hoher Individuendichte vorkommen; so kann ein m2 fruchtbarer Wiesenboden bis zu 20 Mio. N. beherbergen. Viele Arten sind Endoparasiten bei Menschen und Tieren und eine Reihe von Nematoden lebt ekto- oder endoparasitisch an Pflanzen. Die meisten frei lebenden N. sind 1 – 3 mm lang (bis maximal 50 mm), die parasitischen N. sind ebenfalls meist klein, doch kann z.B. der Spulwurm, Ascaris lumbricoides, bis 40 cm Länge erreichen und die größte Art, Placentonema gigantissimum, die in der Placenta trächtiger Pottwale vorkommt, sogar bis 8,4 m Länge bei 2,5 cm Durchmesser. Charakteristisch ist die dreischichtige Körperwand, bestehend aus Cuticula, Epidermis und ausschließlicher Längsmuskulatur, die den N. eine schlängelnde Fortbewegung in alle Richtungen ermöglicht. Die Leibeshöhle ist bei großen Nematoden flüssigkeitserfüllt (Hydroskelett). Sinnesorgane sind Sensillen, die teils als Chemo-, teils als Mechanorezeptoren dienen. Als Chemorezeptoren sind Amphiden (Seitenorgan) vorhanden. Wenige N. besitzen Lichtsinnesorgane (Ocellen) von unterschiedlichem Bau, bei manchen sogar mit Linse. Das Nervensystem besteht aus dem Gehirn, dessen Fasern rund um den Pharynx liegen, dem von ihm ausgehenden ventralen Markstrang und dem von diesem gebildeten dorsalen Markstrang. Der Darmkanal ist einfach und schlauchförmig. Die N. sind meist getrenntgeschlechtlich, es gibt auch Zwitter, die sich selbst besamen, und aus Süßwasser und Boden sind Arten mit Parthenogenese bekannt. Die Entwicklung ist bei allen N. direkt, die Juvenilstadien sehen den adulten Würmern ähnlich. Von vielen Arten ist Zellkonstanz (Eutelie) bekannt.

Es besteht Übereinstimmung darüber, dass die N. ein monophyletisches Taxon sind. Als Autoapomorphien werden u.a. die konstante Zahl papillen- oder borstenförmiger Sensillen am Vorderende, cuticuläre Spikula als Kopulationsapparat und die genau vier Häutungen im Verlauf der postembryonalen Entwicklung angesehen. Die Unterteilung in die großen Subtaxa Adenophorea und Secernentea ist als vorläufig anzusehen.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.