Kompaktlexikon der Biologie: Ökologie
Ökologie, Disziplin der Biologie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Organismen, sowie zwischen Organismen und den auf sie einwirkenden unbelebten Umweltfaktoren befasst. Darüber hinaus erforscht sie den Stoff- und Energiehaushalt der Biosphäre und ihrer Untereinheiten (z.B. Ökosysteme). Je nach Ausgangspunkt der Betrachtung unterscheidet man die Autökologie oder Ökophysiologie, bei der ein Einzelorganismus oder eine einzelne Art betrachtet werden, die Demökologie oder Populationsökologie, die sich mit den Umwelteinflüssen auf ganze Populationen befasst, und die Synökologie bzw. Ökosystemforschung, die sich mit den Wechselbeziehungen zwischen den Organismen einer Lebensgemeinschaft sowie zwischen diesen und der Umwelt beschäftigt. Der Begriff Ö. wurde erstmals 1869von Ernst Haeckel (1834-1919) benutzt und leitet sich von dem griechischen Wort oikos (Haus) ab. Die Wurzeln der Ö. reichen jedoch weit in die Zeit vor Haeckel zurück; ökologische Aussagen und Beschreibungen existierten bereits in der Antike.
Ö. ist keine Wissenschaft mit einer einfachen linearen Struktur, sondern überschneidet sich mit vielen anderen Disziplinen, insbesondere mit Genetik, Evolution, Verhaltensforschung und Physiologie. Teilgebiete der Ö. sind u.a. Tierökologie, Pflanzenökologie, Geoökologie, Limnologie, Meeresökologie, Humanökologie, Agrarökologie, Forstökologie, Verhaltensökologie, Populationsökologie und Paläoökologie.
Seit den 1950er-Jahren gibt es ein weit verbreitetes Konzept zum Bestehen und zum Aufbau von Ökosystemen, das Ökosystemkonzept. Danach gibt es auf der Erde abgrenzbare funktionelle Einheiten, die Wirkungsgefüge aus verschiedenen Organismenarten und unbelebten Bestandteilen sind. Durch die Beziehungen der Organismen untereinander und mit den unbelebten Bestandteilen entsteht ein übergeordnetes Ganzes, eben das Ökosystem. Nach 1960 wurde das Ökosystemkonzept intensiv in die Forschungen mit einbezogen. Bei der Untersuchung von Landlebensräumen, Binnengewässern und Meeren wurde zunehmend interdisziplinär gearbeitet. Um 1960 waren Bekanntheitsgrad und Wertschätzung der Ö. noch sehr gering, was sich aber Anfang der 1970er-Jahre änderte, als man erkannte, welche Auswirkungen die weltweiten Umweltverschmutzungen hatten. Durch die weltweite Umweltkrise ergaben sich neue Aufgabenstellungen in der Ö. Zunehmend erforschte man nun auch die Rückwirkungen menschlicher Tätigkeit auf verschiedene Ökosysteme und setzte im Bereich der angewandten Forschung neue Schwerpunkte. Themen der angewandten Ö. sind u.a. Waldschäden, ökologischer Landbau (ökologische Landwirtschaft), Abfall- und Wasserwirtschaft, Atomkraft und Strahlenbelastung, Landwirtschaft und Umweltmanagement.
Literatur: Bick, H.: Grundzüge der Ökologie, Heidelberg, 31999. – Begon, M.E. u.a.: Ökologie, Heidelberg 1998. – Lebensraum Mensch, Reihe: Mensch, Natur, Technik, Leipzig 2000. – Nentwig, W.: Humanökologie, Stuttgart 1995. – Odum, E.P.: Ökologie. Grundlagen – Standorte – Anwendungen, Stuttgart 1998. – Tischler, W.: Ökologie der Lebensräume, Stuttgart 1990, Townsend, C.R.: Ökologie, Heidelberg 1998.
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