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Kompaktlexikon der Biologie: Parthenogenese

Parthenogenese, Jungfernzeugung, Form der eingeschlechtlichen (unisexuellen) Fortpflanzung, bei der die Nachkommen aus unbefruchteten Eiern entstehen. Nach den Chromosomenverhältnissen in den Eiern unterscheidet man haploide und diploide P. Bei der haploiden P. entwickeln sich die Eier nach Ablauf der normalen Reifeteilungen; somatische Gewebe solcher Tiere können jedoch durch Endomitose diploidisiert werden (z.B. Drohnen, Honigbiene). Diploide P.(somatische P.) wird auf unterschiedliche Weise herbeigeführt, z.B. durch Ausfall der Reifeteilungen (Gallwespe Neuroterus) oder nur der Reduktionsteilung (Blattläuse, Aphidina), durch Ablauf beider Reifeteilungen als Äquationsteilung (Stabheuschrecke, Carausius), durch Verschmelzen des Eikerns mit dem zweiten Richtungskörper oder durch Verschmelzen der ersten Furchungskerne.

Bei fakultativer P. können sich die Eier in befruchtetem oder in unbefruchtetem Zustand entwickeln. Oft wird dabei das Geschlecht der Nachkommen determiniert: Bei der Arrhenotokie gehen aus den sich parthenogenetisch entwickelnden Eiern männliche Nachkommen hervor (z.B. Honigbiene u.a. Hautflügler; aus den befruchteten Eiern entstehen Weibchen). Als Thelytokie bezeichnet man die parthenogenetische Entstehung von weiblichen Nachkommen (Insektenarten, bei denen Männchen fehlen oder selten sind, z.B. Carausius oder Schlupfwespen, Ichneumonidae). Bei der Amphitokie entstehen parthenogenetisch Nachkommen beiderlei Geschlechts (Schmetterlings-Familie Psychidae). Bei obligatorischer P. entwickeln sich die Eier (fast) stets oder nur in bestimmten Generationen ohne Befruchtung. Konstante P. liegt in solchen Fällen vor, in denen über viele Generationen Männchen nicht oder selten auftreten (einige Rädertiere und Fadenwürmer, Muschelkrebse, Carausius morosus, Schlupfwespen, wenige Wasserflöhe). Tritt Parthenogenese im Wechsel mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung nur in bestimmten Generationen auf (Generationswechsel), spricht man von zyklischer P. (Heterogonie, z.B. Blattläuse, Gallwespen, Cynipidae). Wasserflöhe (Daphnia) und Rädertiere (Rotatoria) bilden je nach Art der Fortpflanzung unterschiedliche Eier: Dauer- oder Wintereier sind befruchtungsbedürftig, dotterreich und entwickeln sich langsam, während Subitaneier dotterarm sind, sich ohne Befruchtung schnell entwickeln und in großer Zahl abgelegt werden. Eine parthenogenetische Entwicklung von Eiern in Larvenstadien (Pädogenese) kommt bei Gallmückenlarven vor (Heteropeza pygmaea).

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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