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Kompaktlexikon der Biologie: Plathelminthes

Plathelminthes, Plattwürmer, Platodes, Taxon der Metazoa mit etwa 16100 Arten, die bisher den freilebenden Turbellaria (Strudelwürmer), den endo- und ektoparasitischen Trematoda (Saugwürmer) und den ausschließlich endoparasitischen Cestoda (Bandwürmer) zugeordnet wurden. Aufgrund konsequenter Anwendung der Hennig'schen Systematik (phylogenetische Systematik) werden nunmehr die P. mit den Gnathostomulida zu den Plathelminthomorpha zusammengefasst, die Turbellaria in eine Reihe systematisch unterschiedlich zu wertender Gruppen (Catenulida, Nemertodermata, Acoelomorpha, Macrostomida, Polycladida, Seriata u.a.) aufgeteilt, als Trematoda lediglich die Aspidobothrii und die Digenea betrachtet, und Monogenea und Cestoda im Taxon Cercomeromorpha zusammengefasst.

Ungeachtet der dieserart in Diskussion befindlichen Klassifikation sind die Plattwürmer, von denen die kleinsten nur in wenigen Fällen unter 0,5 mm Länge bleiben, die größten frei lebenden etwas mehr als 0,5 m (Bipalium javanum 0,6m) und die größten parasitischen 20 m (Diphyllobothrium latum, Fischbandwurm) messen, bilateralsymmetrische, ungegliederte Spiralia, deren Leibeshöhle von einem parenchymatösen Mesoderm mit Spalträumen (Schizocoel) ausgekleidet ist, also kein Coelom darstellt. Der meist durch eine deutlich abgegrenzte Kopf- und Schwanzregion gekennzeichnete Körper ist langgestreckt, bei den kleinen, freilebenden Formen zylindrisch bis spindelförmig, bei den größeren und vor allem den parasitischen Arten dorsoventral abgeflacht (Name!) und in Folge hiervon blatt- oder bandförmig. Seine Form erhält der Körper durch einen ihn nach außen begrenzenden Hautmuskelschlauch und das Parenchym, das als verformbare Zellmasse ähnlich dem Flüssigkeitskissen eines Coeloms als Binnenskelett wirkt. Die Körperdecke besteht aus einer zellulären oder syncytialen Epidermis, der eine Ring- und eine Längsmuskelschicht unterlagert sind, die nicht selten durch Diagonalmuskeln ergänzt werden. Der Verdauungstrakt beginnt mit einer ventral oder endständig am Kopf gelegenen Mundöffnung. An sie schließt sich ein ektodermaler Pharynx an, der direkt oder über einen Ösophagus in den entodermalen stabförmigen, gegabelten oder, vor allem bei den großen Formen, zu einem Gastrovaskularsystem reich verzweigten Mitteldarm übergeht. Ein eigentlicher Enddarm und After fehlen. Temporäre oder ständig offene Analporen treten bei wenigen Strudelwürmern auf. Bei den Acoelomorpha stellt der Darm eine Zellmasse ohne Lumen dar. Keinen Darm haben die Bandwürmer. Atmungsorgane und Blutgefäßsystem fehlen allen Plattwürmern. Der Gasaustausch erfolgt über die Körperoberfläche. Transportfunktion erfüllt unter anderem die Schizocoelflüssigkeit. Bei einigen Trematoden wurden verzweigte oder unverzweigte Längskanäle gefunden, deren enger Kontakt mit dem Darm und anderen Organen sowie die Bewegung der Flüssigkeit im Kanalinnern an ein Nährstoff-Transportsystem (Lymphsystem) denken lässt. Exkretion und Osmoregulation werden von einem das Parenchym verästelt durchziehenden Protonephridialsystem besorgt. Das Nervensystem besteht aus zu Paaren angeordneten Marksträngen, die durch ringförmige Kommissuren miteinander verbunden sind (Orthogon) und sich rostral zu einem kleinen Gehirn (Cerebralganglion) vereinigen. Unmittelbar unter der Körperoberfläche gehen die Kommissuren in einen peripheren Nervenplexus über. An Sinnesorganen finden sich i.Allg. freie Nervenendigungen und primäre Sinneszellen, bei frei lebenden Arten und den ebenfalls frei lebenden Larven parasitischer Formen Augen und in einigen Fällen auch Statocysten.

Der Geschlechtsapparat ist hochkompliziert, sehr umfangreich und fast immer zwittrig. Es findet eine innere Besamung mit meist wechselseitiger Begattung statt. Autokopulation ist von Bandwürmern bekannt. Während die Hoden noch verhältnismäßig einfach gebaut sind, ist das Ovarium der Neoophora (dazu gehören die parasitischen Gruppen) in einen Keimstock (Germarium) und einen Dotterstock (Vitellarium) getrennt. Neben Oviparie findet sich Viviparie, so bei Bandwürmern und einigen Mono- und Digenea. Ovoviviparie kommt bei manchen Bandwürmern vor. Ungeschlechtliche Fortpflanzung in Form von Architomie ist bei den Strudelwürmern z.B. von Tricladida und der Landplanarie Bipalium, Paratomie von Microstomum und Paratomella bekannt. Die parasitischen Saug- und Bandwürmer sind durch einen, nicht selten mehrfachen Wirtswechsel, die Saugwürmer und unter den Bandwürmern Echinococcus zudem durch einen Generationswechsel gekennzeichnet.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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