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Kompaktlexikon der Biologie: Poaceae

Poaceae, Gramineae, Süßgräser, Echte Gräser, Fam. der Poales mit ca. 9000 Arten, die weltweit verbreitet sind. Es sind überwiegend annuelle oder perennierende krautige Pflanzen. Sie bestehen aus hohlen, knotigen, meist stielrunden Stängeln (Halme) und länglich linealischen, zweizeilig angeordneten Blättern, die aus Blattscheide, Blatthäutchen (Ligula) und Blattspreite bestehen. Die Blüten stehen in viel- bis einblütigen Teilblütenständen, den Ährchen, die wiederum zu ährigen, traubigen und rispigen Gesamtblütenständen vereinigt sind. Nach der Gestalt des Blütenstandes unterscheidet man drei Gruppen von Gräsern: die Ährengräser (Ähre oder Traube), die Rispengräser (Rispe) und die Ährenrispengräser (Rispe mit stark verkürzten Rispenästen ( vgl. Abb. ). Das Ährchen ist am Grund meist von zwei Hochblättern umschlossen, die hier Hüllspelzen genannt werden. Die einzelnen Blüten werden i.d.R. noch von einer Deckspelze und einer Vorspelze umgeben, dazwischen befinden sich die Schwellkörper (Lodiculae). Die meist zwittrigen Blüten haben einen oberständigen Fruchtknoten, zwei Narben und meist drei Staubblätter und werden vom Wind bestäubt. Die Samen sind fast immer mit der Fruchtschale verwachsen. Die besondere Fruchtform bezeichnet man als Grasfrucht oder Karyopse.

Chemisch ist die Fam. v.a. durch das Vorkommen der Proteine Prolamine und Glutamine gekennzeichnet, die das Klebereiweiß Gluten der Getreidekörner bilden.

In vielen Gebieten sind die Gräser der vorherrschende Bestandteil der Vegetation, z.B. in den Steppen und Grünlandgebieten Europas und Asiens, in der Prairie Nordamerikas, in den Savannen und Pampas Südamerikas und den Savannen Afrikas. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind insbesondere die Getreidearten. Die wichtigsten Getreidearten der kühl gemäßigten Gebiete sind Weizen (Triticum ( vgl. Abb. ), Gerste (Hordeum), Roggen (Secale cereale) und Hafer (Avena sativa). Zu den Getreiden warmer Klimate gehören Reis (Oryza sativa), Mais (Zea mays), Sorghumhirse (Sorghum bicolor), Rispenhirse (Panicum miliaceum), Fingerhirse (Eleusine coracan), Perlhirse oder Rohrkolbenhirse (Pennisetum americanum), Kolbenhirse (Setaria italica) und Zwerghirse oder Teff (Eragrostis tef). Zur Gatt. Triticum gehören der Saatweizen (Triticum aestivum), der Hartweizen (Triticum durum), der Dinkel oder Spelt (Triticum spelta) sowie die bespelzten Formen Einkorn (Triticum monococcum) und Emmer (Triticium dicoccon).

Ein wichtiger Zuckerlieferant ist das Zuckerrohr (Saccharum officinarum). Verschiedene Gatt. gehören zur Gruppe der Bambusartigen und liefern den Bambus. Wirtschaftlich bedeutsame Futtergräser sind das Ausdauernde Weidelgras oder Englische Raygras (Lolium perenne), das Welsche Weidelgras oder Italienische Raygras (Lolium multiflorum), das Wiesenlieschgras oder Timotheegras (Phleum pratense), der Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis), das Gemeine Straußgras (Agrostis tenuis), der Glatthafer (Arrhenaterum elatius), das Knauelgras (Dactylis glomerata), das Wiesenrispengras (Poa pratensis) und der Wiesenschwingel (Festuca pratensis). Bestand bildend in Röhrichten ist die Gatt. Phragmites (Schilf), Bestand bildend in Flachmooren die Gatt. Molinia (Pfeifengras).



Poaceae: Blütenstandsformen: a Ährengras, b Ährenrispengras, c Rispengras



Poaceae:a Roggen (Secale cereale), b Dinkel oder Spelz (Triticum spelta), c Saatweizen (Triticum aestivum), d Gerste (Hordeum vulgare)

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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