Kompaktlexikon der Biologie: Rauchen
Rauchen, das Einatmen oder Ansaugen des Rauchs insbesondere von Tabak. Tabakrauchen geht zurück auf die Maya und die Azteken und kam Mitte des 16. Jh. nach Europa. Tabak wird heute hauptsächlich in Form von Zigaretten konsumiert. Der beim Schwelvorgang des Rauchens entstehende Tabakrauch enthält eine Vielzahl organischer und anorganischer Verbindungen, die in vielfältiger Weise auf den Organismus des Rauchers einwirken. Dabei ist das Ausmaß der Wirkung stark abhängig von den individuellen Rauchgewohnheiten (Art und Menge des gerauchten Tabaks, Inhalationstiefe sowie die Länge, auf die die einzelne Zigarette heruntergeraucht wird). Auch das Alter, in dem das Rauchen begonnen wurde, und die Dauer des Rauchens sind von Bedeutung. Pharmakologisch wirksamster Bestandteil des Tabakrauchs ist das Nicotin, das beim Rauchen sehr rasch v.a. von den Schleimhäuten der Mundhöhle und der Atemwege aufgenommen wird. Es wirkt in erster Linie auf das zentrale und periphere Nervensystem. Die Folgen sind eine rasch auftretende Verengung der Blutgefäße mit Erhöhung der Herzfrequenz (Puls) und des Blutdrucks. Bei Gewohnheitsrauchern kann die chronische Verengung der Blutgefäße zu deren Verkalkung und Entzündung führen. Die damit verbundene mangelnde Durchblutung des Körpers hat eine verminderte Sauerstoffversorgung aller Organe zur Folge. Diese wird noch verschlechtert durch das ebenfalls im Tabakrauch enthaltene Kohlenstoffmonooxid, dessen Bindung an Hämoglobin den Sauerstofftransport im Blut zusätzlich hemmt. Mögliche Folgen sind eine stark verminderte körperliche Leistungsfähigkeit, schwere Durchblutungsstörungen bis hin zum Gewebszerfall besonders in den Beinen („Raucherbein“) sowie chronische Herzleiden bis hin zum Herzinfarkt. Tabakrauch enthält zudem eine große Anzahl verschiedener Kohlenwasserstoffe, die z.T. in Form von Teerstoffen (Kondensat) in die Atemwege des Rauchers gelangen und dort zusammen mit Nicotin allmählich die Selbstreinigungskräfte zerstören. In den Bronchien und Lungenbläschen sammeln sich in zunehmendem Maße Schmutzpartikel an, und die Schleimproduktion steigt („Raucherhusten“). Oft zu beobachtende chronische Bronchitis kann zu schweren Lungenschäden (Lungenemphysem) führen, in deren Folge Atembeschwerden bis hin zum Herzversagen auftreten. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, daß Krebsgeschwülste (Krebs) der Lippen, der Mundhöhle und Speiseröhre, des Kehlkopfes und v.a. der Lunge, aber auch der Bauchspeicheldrüse, der Blase und der Niere bei starken Rauchern bei weitem häufiger auftreten als bei Nichtrauchern. Weitere bei Rauchern gehäuft auftretende Leiden sind Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sowie Magenschleimhautentzündungen. Zudem werden sowohl das Sehvermögen als auch der Geschmacks- und Geruchssinn durch Rauchen beeinträchtigt. Beim Mann wie bei der Frau vermindert Rauchen die Fruchtbarkeit und während einer Schwangerschaft beeinträchtigt es die Entwicklung des Kindes. Vermehrtes Auftreten von Früh- und Totgeburten sowie ein geringeres Geburtsgewicht sind die Folge. Auch Nichtraucher können bei häufigem Aufenthalt in stark verräucherten Räumen (z.B. am Arbeitsplatz) durch passives Rauchen gesundheitlich geschädigt werden.
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