Kompaktlexikon der Biologie: Rekapitulation
Rekapitulation, ein von E. Haeckel im Zusammenhang mit der von ihm formulierten Biogenetischen Grundregel eingeführter Begriff. Danach ist die Ontogenese (hier vor allem die Embryonalentwicklung) eine kurze R. (Wiederholung) der Phylogenese (Stammesgeschichte). Dabei werden i.d.R. nicht Adultmerkmale einer Ahnenform rekapituliert, sondern nur deren embryonale Anlagen, die dann in ihrer weiteren Entwicklung modifiziert werden. So rekapitulieren alle durch Lungen atmenden Landwirbeltiere (Tetrapoda) die embryonale Anlage eines Kiemendarms, die derjenigen eines Fischembryos weitgehend entspricht, entwickeln daraus jedoch keinen Kiemen-Apparat wie die Fische, sondern u.a. branchiogene Organe und aus einer Kiementaschenanlage das Mittelohr (Ohr). Die Rekapitulationsentwicklung führt daher dazu, dass die Embryonen von Arten eines Verwandtschaftskreises, z.B. der Wirbeltiere, die auf eine gemeinsame Ahnenform zurückzuführen sind, deren embryonal angelegte Körpergrundgestalt sie wiederholen, einander gleichen (Gesetz der Embryonenähnlichkeit von K. E. von Baer). Da im Laufe der Evolution der zeitliche Verlauf der embryonalen Entwicklung einzelner Organe verschoben werden kann, empfiehlt es sich, bei einem entsprechenden Vergleich der Ontogenese zweier Arten nicht den gesamten Embryo, sondern die ontogenetische Entwicklung jeweils einzelner homologer Organe (Homologie) zu betrachten. Hierbei treten dann häufig ancestrale (an Ahnenformen erinnernde) Stadien auf.
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