Kompaktlexikon der Biologie: Rete mirabile
Rete mirabile, Wundernetz, 1) besonders wirkungsvolle Gegenstrom-Austauschvorrichtung (Gegenstromaustausch) im Blutkreislauf der Wirbeltiere, bei der arterielles und venöses Blut parallel und in engem Kontakt in entgegengesetzter Richtung vorbeiströmen, was zu einer Vervielfältigung von Einzelkonzentrierungsschritten führt. Typische R.m. treten auf als Gasdrüse (Schwimmblase) bei Fischen zur Füllung der Gasblase mit gasförmigem O2 oder N2 und bei heterothermen Fischen (z.B. Tunfisch, Makohai, Makrele) zur Aufrechterhaltung der Körperinnentemperatur im Bereich der Schwimmuskeln und damit Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit. In diesem Fall sind die großen Arterien und Venen unter der Haut lokalisiert, und venöses Blut des Körperinnern kann über das R.m. Wärme an die mit kaltem Blut aus den Kiemen kommenden Arterien abgeben. Die Temperaturdifferenz zwischen Schwimm-Muskulatur und Außenmedium kann auf diese Weise bis zu 12 °C betragen. Bei einigen, warme Biotope bewohnenden Säugetieren ist das Gehirn durch ein R.m. gegen Überhitzung geschützt, indem dieses über vom Nasenepithel kommendes kühles venöses Blut dem zum Gehirn fließenden Blut Wärme entzieht.
2) Bei vielen Seewalzen (Holothuroida) das stark aufgespaltene Kapillarsystem, das zwischen zwei der drei Darmschenkel gespannt ist.
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