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Kompaktlexikon der Biologie: Sensillen

Sensillen, Sensilla, kleine Sinnesorgane in oder auf der Cuticula der Gliederfüßer (Arthropoda) und anderer Wirbelloser, i.e.S. nur der Gliederfüßer. Hier unterscheidet man Haarsensillen und versenkte Sensillen (Loch-Sensillen). Bei den Haarsensillen wirken echte Haare sowie deren Bildungszellen sinnvoll mit den Reiz aufnehmenden primären Sinneszellen zusammen. Sie kommen überall am Integument, oft zu Gruppen zusammengestellt, vor. Eine Sonderform der S. sind die bei Schmetterlingen auf den Flügeln vorkommenden Sensilla squamiformia (Sinnesschuppen), bei denen es sich lediglich um spitz zulaufende Schuppen handelt.

Grundsätzlich besteht ein Insekten-Haarsensillum aus Sinneszellen mit jeweils einem dendritischen Fortsatz, der eine modifizierte Cilie ist. Diese werden von einer Scheiden bildenden, trichogenen (Haarschaftbildungszelle) und tormogenen Zelle (Balgzelle) umhüllt. Die cuticuläre Scheide umgibt i.d.R. den Dendriten innerhalb eines so genannten Rezeptorlymphraums bis zum Eintritt ins Haar. Je nachdem, ob es sich um mechano-, thermo- oder hygrosensitive Sensillen handelt, finden sich jeweils spezifische Strukturen. Haarsensillen als Mechanorezeptoren haben eine Gelenkmembran in der Sockelregion. Im Innern der Dendriten befindet sich der Tubularkörper, der aus parallel verlaufenden, eng gepackten und durch eine elektronendichte Matrix verbundenen Mikrotubuli besteht. Die Reizperzeption erfolgt durch eine kompressionsbedingte Verformung des Tubularkörpers. Dieser befindet sich auch in den mechanosensitiven campaniformen Sensillen der Insekten und in den funktionsanalogen Spaltsinnesorganen der Spinnentiere. Bei Insekten und Krebstieren sind mit solchen Mechanorezeptoren meist Scolopidialorgane (Chordotonalorgane) verknüpft. Zur Reizwahrnehmung genügt bereits eine Deformation von 3 – 100 nm, d.h. ab 0,5 % des Ruhedurchmessers. Spezielle Mechanorezeptoren sind die Fadenhaare (Trichobothrien).

Chemorezeptoren zeichnen sich i.d.R. durch Poren im cuticularen Apparat aus (Riechplatte). Diese können terminal oder seitlich liegen. Ein einzelner terminaler oder subterminaler Porus kennzeichnet Kontakt-Chemorezeptoren. Sensillen mit terminalem Porus sind meist Schmeckhaare, solche mit Wandporen Riechhaare. Chemorezeptoren sind auf den Mundgliedmaßen weit verbreitet. (Johnston-Organ, mechanische Sinne, Tympanalorgane)

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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