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Kompaktlexikon der Biologie: Systematik

Systematik, Fachgebiet der Biologie, das die Mannigfaltigkeit der Organismen gegeneinander abgrenzt, sie beschreibt und die so gewonnenen Gruppen (Taxa, Singular Taxon) in einem hierarchischen System ordnet (Klassifikation). Ein solchermaßen aufgestelltes System soll alle Ergebnisse biologischer Forschung berücksichtigen und logisch gegliedert sein, es soll den Zugriff zu biologischen Daten ermöglichen und eine große Zahl prüfbarer Aussagen ermöglichen. Während manche Wissenschaftler (z.B. P. Ax) die Begriffe S. und Taxonomie gleichsetzen, unterscheiden andere (z.B. E. Mayr) die Systematik als Wissenschaft von der Vielgestaltigkeit der Organismen, von der Taxonomie als der Theorie und Praxis der Klassifikation. Die theoretischen Ansätze zur Errichtung eines Systems sind auch heute noch nicht einheitlich. Dementsprechend gibt es eine konsequent phylogenetische Systematik, eine evolutionäre Klassifikation und eine numerische Taxonomie. Die phylogenetische Systematik lässt nur monophyletische Taxa (Monophylum) zu, d.h. solche, deren Arten eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft bilden und die durch abgeleitete Merkmale (Apomorphien) gekennzeichnet sind. Die evolutionäre Klassifikation berücksichtigt dagegen bei der Zuordnung zu übergeordneten Taxa auch den Grad der genetischen Übereinstimmung und das Ausmaß des phylogenetischen Wandels zwischen den verschiedenen Artengruppen. Sie akzeptiert daher neben monophyletischen auch paraphyletische Taxa. Entsprechend werden von ihr die Krokodile dem paraphyletischen Taxon Reptilia zugeordnet und die Vögel (Aves) abgetrennt, obwohl sie die Schwestergruppe der Krokodile sind. Die numerische Taxonomie (Phänetik) verzichtet ganz auf die „subjektive“ Beurteilung von Merkmalen als homolog, konvergent, abgeleitet oder ursprünglich, misst jedem Merkmal den gleichen Wert bei und versucht, Verwandtschaftsgrade nach dem rechnerisch bestimmten Grad der Übereinstimmung „objektiv“ zu bestimmen. Problematisch ist jedoch, dass die Merkmalsauswahl dennoch subjektiv ist, eine unterschiedliche Wertigkeit von Merkmalen nicht beachtet wird, verschiedene Rechenverfahren bei gleichen Ähnlichkeitswerten zu verschiedenen Klassifikationen führen, eine nachträgliche Einbeziehung von Taxa oder zusätzlicher Merkmale nicht möglich ist, da diese zur Umstellung des Systems führen, und dass kein logischer Zusammenhang zur Evolutionstheorie der Organismen besteht und daher keine monophyletischen Gruppen erkannt werden können. (Art, Evolution, Nomenklatur, Stammbaum, Essay: Systematik – Rekonstruktion der Stammesgeschichte)

Literatur: Ax, P.: Das phylogenetische System. Stuttgart, New York 1984. – Hennig, W.: Phylogenetische Systematik. Berlin, Hamburg 1982. – Mayr, E.: Grundlagen der zoologischen Systematik. Berlin, Hamburg 1975. – Sudhaus, W. Rehfeld, K.: Einführung in die Phylogenetik und Systematik, Stuttgart 1992.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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