Kompaktlexikon der Biologie: Telomtheorie
Telomtheorie, Erklärungsmodell für die phylogenetische Entstehung eines echten in Wurzel, Spross und Blatt gegliederten Kormus der Kormophyten aus blattlosen Telomen (Telom) in fünf grundlegenden Elementarprozessen. Diese einzelnen Prozesse vollzogen sich in der Stammesgeschichte mehrfach und unabhängig voneinander oder auch in unterschiedlichen Kombinationen der Einzelprozesse und führten so zu den unterschiedlichen Kormussystemen der verschiedenen pflanzlichen Großgruppen.
In der ersten Phase der Übergipfelung wird eine Arbeitsteilung ursprünglich gleichwertiger Triebe in tragende Hauptachsen und seitliche Nebenachsen eingeleitet. Die Hauptachsen übergipfeln durch einen größeren Wachstumsimpuls die Nebenachsen, die die Assimilation übernehmen. In der zweiten Phase, der Planation richten sich die Seitenachsen in einer Ebene aus. Die anschließende Verwachsungs-Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass die in einer Ebene befindlichen Seitentriebe durch Bildung parenchymatischen Gewebes miteinander verwachsen. Dies kann sowohl zwischen zweidimensional angeordneten Telomen erfolgen und führt dann zu mehrnervigen, flächigen Blättern oder aber zwischen dreidimensional angeordneten Telomen, woraus Sprossachsenformationen resultieren. Der darauf folgende Prozess der Reduktion spielt für die Entstehung der Nadelblätter der Gymnospermen (Gymnospermae) eine Rolle. Nach der Übergipfelung werden gabelige Seitentelome auf Resttelome reduziert. So kann man die Entstehung ein- oder zweinerviger Blätter erklären oder auch die achselständige Anordnung der Sporangien bei den Bärlappen (Lepidodendrales). Die randständige oder unter- und flächenständige Anordnung der Sporangien bei den Sporophyllen der Schachtelhalme (Equisetopsida) und Farne (Pteridopsida) oder des Fruchtblatts der Bedecktsamer (Angiospermae) lässt sich von dem abschließenden Prozess der Einkrümmung herleiten. ( vgl. Abb. )
Telomtheorie: Die auf W. Zimmermann (1892 – 1980) zurückgehende Telomtheorie beschreibt die fünf Elementarprozesse, die von ursprünglichen, gabelig aufgebauten Landpflanzen, wie sie z.B. durch Rhynia repräsentiert werden, zum Bauplan der heutigen Vertreter der Farnpflanzen und der Samenpflanzen überleiten (nach Jacob, F. et al.: Botanik, 41994)
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