Kompaktlexikon der Biologie: Thymus
Thymus, 1) Botanik: Gatt. der Fam. Lamiaceae.
2) Anatomie: Thymusdrüse, Brustdrüse, Bries, früher irrtümlich als endokrine Drüse angesehenes, besonders bei Säugern stark ausgebildetes lymphatisches Organ, das sich in zwei langgestreckten Lappen, eingebettet in das lockere Bindegewebe des vorderen Mediastinums, hinter dem Brustbein vom Schlüsselbeinansatz bis etwa zum Ansatz des vierten Rippenpaares erstreckt. Größe und Struktur des T. sind altersabhängig; während der Zeit seiner stärksten Ausbildung in der Jugendphase erreicht er beim Menschen ein Gewicht von etwa 30 – 40 g, degeneriert aber nach Eintritt der Geschlechtsreife unter dem Einfluss der Geschlechtshormone weitgehend zu einem Fettgewebskörper mit vereinzelten eingestreuten Inseln restlicher T.-Zellen (Thymusinvolution). Bindegewebssepten untergliedern die T.-Lappen in einzelne T.-Läppchen, deren jedes im histologischen Schnitt eine lymphocytenreiche Rindenregion und eine zellärmere Markregion aus retikulärem Bindegewebe zeigt; in der Markregion bilden sich, abhängig von der Aktivität des T., so genannte Hassal'sche Körperchen, Nester konzentrisch geschichteter, degenerierender Markzellen (differentialdiagnostisches Kriterium). Aufgabe des T. ist die Vermehrung und immunspezifische Prägung einwandernder undeterminierter Lymphocyten zu den immunologisch kompetenten T-Lymphocyten (T-Zellen). T.-Tumoren oder T.-Hyperplasien können zu Störungen der muskulären Erregbarkeit (Myasthenia gravis) führen, während eine T.-Unterfunktion oder T.-Hypoplasie in der Jugend zu verringerter Infektabwehr und zu Entwicklungsstörungen bis hin zum Tod führen kann.
Ontogenetisch geht der T. aus mehreren Epithelknospen im ventrocaudalen Bereich der dritten und vierten Kiementasche hervor und kann daher später oft Anteile der aus dem gleichen Ursprungsgewebe entstehenden Nebenschilddrüse umschließen. Stammesgeschichtlich finden sich bereits bei Knorpel- und Knochenfischen, ebenso bei Amphibien, Reptilien und Vögeln im Dorsalbereich aller Kiementaschen Inseln lymphatischen Gewebes vergleichbarer Funktion, die sich aber i.d.R. nicht zu einem Organ zusammenschließen.
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