Kompaktlexikon der Biologie: Tiefsee
Tiefsee, Meeresbereich, der nicht mehr von Wind- und Wärmeverhältnissen der Oberfläche beeinflusst wird. Sie ist charakterisiert durch niedrige Temperaturen, hohen Druck, wenig Wasserbewegung, geringen bis keinen Lichteinfall, sehr niedrige Populationsdichte und Nährstoffarmut. Auch die Salinität des Wassers schwankt nur in engen Grenzen. Pflanzliche Organismen fehlen aufgrund der mangelhaften Lichtverhältnisse völlig, es gibt lediglich Konsumenten und Destruenten, die sich von absinkendem Plankton und Detritus ernähren. Als Anpassung an den Lichtmangel sind die Lichtsinnesorgane der Tiere entweder verkümmert oder extrem groß und leistungsfähig. Ein häufig auftretendes Phänomen ist die Biolumineszenz. Sie dient wahrscheinlich ebenso dem Beutefang wie dem Auffinden eines Geschlechtspartners. Bei blinden Formen sind die Tastsinnesorgane in Form verlängerter Beine, Fühler, Flossenstrahlen und Barteln häufig besonders gut ausgebildet oder die Anzahl der Sinneshärchen ist erhöht. Da der Außendruck dem Innendruck entspricht, ist die Schwimmblase der Tiefseefische oft zurückgebildet. Bedingt durch die geringe Wasserbewegung und den Kalkmangel in der T. sind die Skelett- und Stützelemente (Schalen, Knochen, Panzer) nur schwach entwickelt. Die schwachen Strömungen erlauben auch eine besondere Größenentwicklung und die Ausbildung gallertiger, stark wasserhaltiger Körpergewebe, die bei Planktontieren die Schwebfähigkeit verbessern. Die Nährstoffarmut führt zur Ausbildung von regelrechten Fangapparaten aus Riesenmäulern mit gewaltigen Zähnen. Viele T.-Bewohner steigen nachts in die nährstoffreiche lichterfüllte Zone auf oder durchlaufen dort einen Teil ihres Entwicklungszyklus. Mit zunehmender Tiefe nimmt der Artenreichtum stark ab: Fische kommen bis zu einer Tiefe von maximal 8000 m vor, Schwämme (Porifera) bis zu einer Tiefe von mehr als 8000 m und Vertreter der Seegurken (Holothuroida), Foraminifera, Anthozoa, Nemertini, Echiura, Polychaeta, Krebse (Crustacea), Stachelhäuter (Echinodermata) und einzelne Weichtiere (Mollusca) in bis über 10000 m Tiefe.
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