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Kompaktlexikon der Biologie: Tod

Tod, Exitus, allg. der Zustand eines Organismus nach Erlöschen aller Lebensfunktionen. Unter phylogenetischen Gesichtspunkten ist der T. nach erfolgter Fortpflanzung eine unabdingbare Voraussetzung für die Abfolge von Generationen und damit für die Evolution der Organismen und das Einwirken der Selektion. Die durch den T. bedingten Generationenfolgen sind bei Metazoen immer durch Alterungsprozesse bestimmt (Altern), bei Einzellern hingegen auch allein durch zufällig eintreffende Umwelteinflüsse (Katastrophen). Die so genannte „potenzielle Unsterblichkeit“ (A. Weismann) einzelner Einzeller ist allerdings ein höchst instabiler Zustand, der durch abiotische oder biotische Faktoren leicht in eine endliche Lebensspanne, die dann auch durch Alterungsprozesse charakterisiert ist, überführt werden kann. Auch ein Wechsel von asexueller zu sexueller Fortpflanzung vermag (speziell bei Ciliaten) den Übergang von einer scheinbar unbegrenzten Lebensdauer mit fortgesetzten Teilungen, ohne irgendwelche Alterungserscheinungen, zu typischen Alterungsprozessen und Tod herbeizuführen.

In der Humanmedizin ist es unter bestimmten Umständen (z.B. bei Organentnahmen für Transplantationen) notwendig, den genauen Zeitpunkt des Eintritts des T. zu kennen und zu definieren. Man unterscheidet den biologischen T., der definiert ist als der Zeitpunkt, in dem die Gehirnfunktion erlischt (Hirntod, messbar über das Elektroencephalogramm) vom klinischen T. als dem Zeitpunkt, zu dem Atmung und Herzschlag aussetzen. Zwischen biologischem und klinischem T. kann, insbesondere bei künstlicher Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf, eine gewisse Zeitspanne vergehen, die für Organentnahmen nutzbar ist. Später (eine halbe bis eine Stunde nach Eintritt des T.) eintretende Todesmerkmale oder Todeszeichen sind Toten- oder Leichenflecken, hervorgerufen durch ein Abfließen des Blutes in tief gelegene Körperbereiche, und die Totenstarre.

Als Scheintod wird ein tiefschlafartiger Zustand bezeichnet, in dem bei oberflächlicher Betrachtung keine Lebenszeichen, speziell keine Atmung und Herzaktion, mehr wahrnehmbar sind; z.B. bei Überdosierung von Schlaf- und Narkosemitteln, nach Ertrinken und nach elektrischen Unfällen. Scheintod ist auszuschließen durch die Feststellung der sicheren Todeszeichen. (Leben, Sterbehilfe, Transplantation)

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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