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Kompaktlexikon der Biologie: Trilobita

Trilobita, Trilobiten, eine ausgestorbene Gruppe ausschließlich mariner paläozoischer Arthropoda. Die T. waren meist 3 – 8 cm, maximal bis 75 cm lang. Ihr Name bezieht sich auf eine doppelte Dreigliederung: längs in Cephalon, Thorax und Pygidium; quer in eine zentrale Achse (Rhachis, Spindel) und beiderseits anschließende Seitenteile (Pleuren). Ein Dorsalpanzer aus mineralisiertem Chitin schützte Rücken und randliche Teile, die Ventralseite hingegen war weich und ist deshalb selten überliefert. Das Cephalon (Kopfschild) besaß i.d.R. etwa einen halbkreisförmigen Umriss. Es war ein Verschmelzungsprodukt aus sieben Segmenten. Die drei vorderen (Akron, Praeantennal- und Antennalsegment) waren im proximalen Glabella-Lobus vereint; die vier hinteren (Glabella und Nackenring) trugen ventral Laufbeinpaare. Glabella wird eine mediane Aufwölbung in proximaler Verlängerung der Spindel genannt; sie überragte die flacheren Seitenteile (Wangen, Genae). Diese teilten sich an den beiden der Häutung dienenden Gesichtsnähten in feste (innen) und freie (außen) Wangen; hinten-außen endeten sie oft jederseits in einem Wangenstachel, zu dem median ein Nackenstachel hinzutreten konnte. Auf den Wangen lagen die nach außen gerichteten Facettenaugen auf erhöhten Augenhügeln; sie konnten durch eine Augenleiste mit der Glabella verbunden sein. Im Prinzip ähnelten die Augen denjenigen anderer Gliederfüßer, jedoch leisteten die aus einem orientierten Kalkspatkristall bestehenden Linsen (zwischen 2000 und 15000) eine viel bessere Abbildung der Umwelt. Manche T. waren augenlos. Die Zahl der gelenkig verbundenen Thorax-Segmente schwankte zwischen zwei und über 40. Ebenfalls gelenkig verbunden und oft bestachelt war das Pygidium (Schwanzschild), das ein Verschmelzungsprodukt aus bis über 40 Segmenten darstellte und randlich manchmal von einem glatten Saum umgeben wurde. Wesentliche Teile des Verdauungstrakts waren auf das Cephalon konzentriert. Der undifferenzierte Darmkanal endete im letzten Pygidialsegment. Die Körperanhänge der Ventralseite bestanden im Bereich des Cephalons aus einem Paar Antennen und vier bis drei Laufbeinpaaren. Die Coxen (Hüften) der beiden hinteren Paare waren medial gezackt und dienten als Kauwerkzeuge. Thorax und Pygidium besaßen pro Segment, außer dem letzten, je ein Paar „Spaltfüße“, die aus einem innen gelegenen siebengliedrigen Telopoditen (Laufbein) mit Trochanter, Praefemur, Femur, Patella, Tibia, Tarsus und borstenbesetztem Praetarsus sowie einem außen gelegenen „Kiemenast“ (Praeepipodit) bestanden. Dem Praeepipoditen wird neuerdings eher Schwimm- und Filterfunktion zugeschrieben als Kiemenfunktion. – T. besaßen z.T. die Fähigkeit, sich einzurollen, um dadurch die weiche Unterseite zu schützen.

Die T. lebten vorwiegend am Boden küstennaher Flachmeere vom Kambrium bis zum Perm, wobei sie ihre Blütezeit im Oberkambrium und im Ordovizium hatten. Insgesamt sind über 100000 Arten bekannt. Viele T. sind wichtige Leitfossilien zur Gliederung des Kambriums. Häufigstes Fundgut sind Exuvien.

Über die systematische Einteilung der T. bestehen nach wie vor sehr unterschiedliche Ansichten.



Trilobita:1 Körpergliederung eines Trilobiten (Ceraurinella intermedia aus dem Ordovizium Westeuropas); Ce Cephalon, feW feste Wange, frW freie Wange, Gf Glabellarfurche, Gl Glabella, Gn Gesichtsnaht, Ko Komplexauge, Na Nackenring, Pf Pleuralfurche, Pl Pleura, Ps Pleuralstacheln, Py Pygidium, Sp Spindel, Th Thorax, Ws Wangenstachel. 2 Fossil von Paradoxides gracilis, einem Leitfossil des Mittelkambriums Böhmens

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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