Kompaktlexikon der Biologie: Tumorzellen
Tumorzellen, Krebszellen, durch Mutationen genetisch veränderte Zellen, die aufgrund uneingeschränkter Teilung und der Fähigkeit, sich über Lymph- und Blutgefäße zu verbreiten und somit in anderen Geweben anzusiedeln, zur Bildung von Tumoren führen und deshalb häufig als „entartet“ (Krebs) bezeichnet werden. Der Verlust von Proliferationskontrolle und Positionskontrolle sind auf den Transformation genannten Vorgang zurückzuführen, bei dem es zu zahlreichen Veränderungen der T. kommen kann. So zeichnen sich T. neben einer häufig aufgrund eines reduzierten Cytoskeletts veränderten Morphologie durch eine hohe Kern-Plasma-Relation aus und weisen deutlich sichtbare Nucleoli auf. Sie neigen zudem zur so genannten Fokusbildung, d.h. sie sind nicht mehr kontaktinhibiert, sodass es zu Überwachsungen kommen kann. Hinzu kommt, dass sich T. vielfach nicht mehr funktionsgerecht verhalten und durch Dedifferenzierung ihre ursprünglichen Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können. In ihren Plasmamembranen sind neue, so genannte Tumorantigene vorhanden, die in der Tumordiagnostik von Bedeutung sind. Mit bei T. auftretenden Veränderungen in der Genexpression und im Stoffwechsel und damit einhergehenden Veränderungen von intrazellulären Signalketten ist auch das Auftreten von Tumormarkern verbunden, mit deren Hilfe sich das Vorhandensein eines Tumors in Körperflüssigkeiten nachweisen lässt.
T. entstehen durch eine Reihe von mutationsauslösenden energiereichen Strahlen sowie Chemikalien, die Tumoren selbst auslösen können (Carcinogene) oder deren Wirkung potenzieren, wenn sie mit diesen gleichzeitig vorhanden sind (Tumorpromotoren). Schließlich sind eine Reihe von Retroviren in ihrer Eigenschaft als Tumorviren für die Entstehung von T. verantwortlich. Die Mutationen manifestieren sich dabei vor allem in zwei Gruppen von Krebs fördernden Genen, die als Onkogene und Tumorsuppressoren bezeichnet werden. Viele dieser Gene sind während der Embryonalentwicklung aktiv und steuern die Zellproliferation. Sie müssen später inaktiviert werden. Hinzu kommt, dass T. auch durch Mutationen in Genen, die die DNA-Replikation (Replikation) und DNA-Reparatur negativ beeinflussen, Chromosomenveränderungen erzeugen. Sie werden auch als Mutatorgene bezeichnet.
Literatur: Raem, A.M. u.a. (Hg.) Gen-Medizin. Eine Bestandsaufnahme, Heidelberg 2001.
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