Lexikon der Biologie: Ananasgewächse
Ananasgewächse, Bromelien, Bromeliaceae, einzige Familie der Ananasartigen mit etwa 50 Gattungen ( ä vgl. Tab. ) und 2000 Arten, in der tropischen bis warm-gemäßigten Zone Amerikas verbreitet (charakteristische Familie der Neotropis); eine Art (Pitcairnia feliciana) kommt in Westafrika vor. Ananasgewächse sind in der Regel Rosettenpflanzen mit steifen, häufig zugespitzten, lanzettlichen Blättern, die an der Basis gefärbt sein können. Der Blattrand ist meist bedornt. Viele Ananasgewächse haben einen kurzen Sproß, der nur als Blütenschaft auswächst. Der endständige Blütenstand ist vielgestaltig: Ähren, Trauben oder Köpfchen kommen vor. Auffallend sind die oft bunt gefärbten Hochblätter, aus deren Achseln die radiären Blüten entspringen. Die Blütenformel der Ananasgewächse ist K3 C3 A6 G(3), der Fruchtknoten kann ober- oder unterständig sein. Die Früchte sind meist Kapseln mit geflügelten oder mit Haarschopf versehenen Samen, die vom Wind, oder Beeren, die durch Tiere ausgebreitet werden. Die Ananas, namengebende Art der Familie, bildet jedoch einen Sammelfruchtstand aus (Fruchtstand, Früchte). – Innerhalb der Ananasgewächse gibt es eine Reihe von Anpassungen an Trockenheit. Die am wenigsten spezialisierte Gruppe der Ananasgewächse, die Unterfamilie Pitcairnoideae, besteht vorwiegend aus Bodenpflanzen, die noch ein voll ausgebildetes Wurzelsystem besitzen. Sie verfügen lediglich über Haare auf den Blättern, um die Verdunstung herabzusetzen. In diese Gruppe gehören die Arten der Gattung Pitcairnia und Puya. Verschiedene Pitcairnia-Arten wie Pitcairnia andreana, Pitcairnia × darblayana oder Pitcairnia heterophylla mit Ähren oder Trauben röhrenförmiger orange, leuchtend-rot oder rosarot gefärbter Blüten werden als Zierpflanzen kultiviert. Puya ist in den Gipfellagen der Anden heimisch und bildet einen borstigen Schopf aus zahlreichen langen, schmalen, am Rande meist stacheligen Blättern aus, der von einem bisweilen mehrere Meter hohen Blütenstand überragt wird; die 1–2 m hohen, blau blühenden Arten Puya alpestris und Puya coerulea können in geeigneter Lage als Zierpflanzen gezogen werden. Die Unterfamilie Tillandsioideae besteht vor allem aus Epiphyten. Die Wurzeln sind teilweise zurückgebildet oder nur noch als Haftorgane ausgebildet, wie bei Tillandsia usneoides, einer Pflanze, die, auf Bäumen wachsend, einer Bartflechte (Usnea) ähnlich sieht; Tillandsia recurvata kommt sogar auf Telegraphendrähten vor. Alle Arten der Gattung Tillandsia ( ä vgl. Abb. ) besitzen graugrüne Schuppen auf den Blättern, die teilweise ausschließlich für die Versorgung der Pflanze mit Wasser und Nährstoffen sorgen. Diese aus toten Zellen aufgebauten Schuppen dehnen sich bei Befeuchtung aus, saugen das Wasser auf und geben es dann über ihre Basis an die lebenden Blattzellen ab. Bei den Tillandsioideae wie auch in der Unterfamilie Bromelioideae findet man Pflanzen mit verbreiterten, überlappenden Blattbasen, so daß dort Wasser gespeichert werden kann. Adventivwurzeln oder besondere Blatthaare (Trichome) nehmen das Wasser auf; die echten Wurzeln sind weitgehend zurückgebildet. In den Wasserspeichern findet man eine reiche Flora und Fauna, unter anderem auch Larven der Mücke Anopheles, die Malaria verbreiten können ("Bromelienmalaria"). Verschiedene Tillandsia-Arten wie Tillandsia cyanea oder Tillandsia lindenii mit Rosetten aus linealischen, blaugrünen Blättern und breitovalen, flachen, ährenförmigen Blütenständen aus rosafarbenen oder roten Deckblättern und einzeln zwischen diesen stehenden, violettblauen bzw. blauen Blüten sind beliebte Zimmerpflanzen. Dies gilt auch für zahlreiche andere Ananasgewächse mit auffällig geformten und gefärbten Blättern und Blütenständen, wie Aechmea, Ananas, Billbergia,Bromelia, Cryptanthus, Guzmania, Neoregelia,Vriesia. Die Gattung Billbergia zeichnet sich aus durch lange, schlanke, sich herabneigende Blütenstände mit locker angeordneten, rosaroten Brakteen und röhrenförmigen, bläulichgrünen Blüten, aus denen die gelben Staubblätter herausragen. Die Arten der Versteckblüte (Cryptanthus) leben auf dem Boden und besitzen unscheinbare Blüten sowie steife, am Rande gewellte, flach ausgebreitete Blätter, die sowohl Längs- als auch Querstreifen in verschiedenen Grün-, Grau-, Braun-, Purpur- oder Rosatönen aufweisen können. Guzmanien (Guzmania) treiben weiße oder gelbe, röhrenförmige Blüten, die von kelchartigen, leuchtendroten Brakteen umgeben werden, und Neoregelia zeichnet sich dadurch aus, daß die inneren Blätter ihrer Blattrosette sich leuchtendrot oder purpurn verfärben, wenn die meist blauen oder violetten Blüten erscheinen. Einige Ananasgewächse werden landwirtschaftlich genutzt, insbesondere die Ananas; Arten der Gattung Puya (bis 9 m hohe Schopfbäume), unter anderem Puya raimondii ( ä vgl. Abb. ), die Charakterpflanze der Hochanden, dienen zur Herstellung von Korkersatz und Gummi. Verschiedene Arten liefern Nutzfasern, unter anderem Tillandsia usneoides das sog. vegetabilische Roßhaar als Polstermaterial und Neoglaziovia variegata die Caroafaser für Netze, Angelschnüre usw. ä Ananasgewächse .
R.W./N.D.
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