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Lexikon der Biologie: Bananengewächse

Bananengewächse [von Banane], Musaceae, Familie der Blumenrohrartigen, nach der älteren Systematik mit den 2 Gattungen Musa (Banane) und Ensete, nach der neueren Systematik mit 6 Gattungen, von denen die Mehrzahl aus den aufgelösten Strelitziaceae stammt ( ä vgl. Tab. und ä Bananengewächse ); pantropisch verbreitete Familie. Musa und Ensete sind große, milchsaftführende Stauden (nicht verholzend), die, wie die anderen Gattungen, aus ihren übereinandergreifenden Blattscheiden Scheinstämme (Scheinstamm) bilden. Sie besiedeln vorwiegend gestörte Standorte im tropischen Tiefland; als Pionierpflanzen erreichen sie sehr schnell (in ein bis wenigen Jahren) große Höhen (bis zu 15 m). Die Blüten sind zygomorph, mit 6 Blütenhüllblättern (bei der Banane sind 5 davon verwachsen) und monoklin oder diklin. Von den 6 Staubblättern ist eines zu einem Staminodium reduziert; der Fruchtknoten ist unterständig und dreifächrig, mit zahlreichen zentralwinkelständigen Samenanlagen. Die Banane (Musa; ä vgl. Abb. und Kulturpflanzen VI) vermehrt sich mittels Rhizomen vegetativ; die großen (Spreite bis 6 m lang), schraubig stehenden Laubblätter besitzen eine dicke Mittelrippe und davon fast rechtwinklig abgehende, parallele Seitennerven, entlang derer die eigentlich ganzrandigen Blätter oft vom Wind zerschlitzt werden. Nach etwa einem Jahr vegetativer Entwicklung schiebt sich durch den Scheinstamm der Blütenstand hindurch, der aus jeweils 2 Reihen kollateraler Beiknospen besteht, die in den Achseln gefärbter Tragblätter sitzen. Die vordersten Blüten der hängenden Blütenstände sind rein staminat, darauf folgen monokline, deren Fruchtknoten verkümmern, die untersten sind rein karpellat und entwickeln sich bei Kulturpflanzen ohne Bestäubung zu den samenlosen (es finden sich nur schwärzliche Rudimente der Samenanlagen) Fruchtbündeln. Die Früchte sind im botanischen Sinne Beeren (Beere) mit einer aus Blütenbodengewebe und Exokarp gebildeten Schale und einer von Meso- und Endokarp gebildeten eßbaren Pulpa. Als Urheimat der Banane wird Südostasien angesehen. Dort kommen Musa acuminata und Musa balbisiana vor, die als Stammeltern der über 200, teilweise durch Hybridisierung entstandenen, teils diploiden, meist aber triploiden Kultursorten gelten. Die Bananenpflanzen benötigen feuchtwarmes Klima – mit durchschnittlich ca. 25 °C und bis zu 2000 mm Jahresniederschlag – und gute Böden. Alle 15 bis 20 Jahre müssen die Kulturen erneuert werden; dies erfolgt vegetativ über vom Mutterrhizom abgetrennte Schößlinge. Mit einer Welternte, die 1994 rund 53 Millionen t (Obstbanane) betrug, ist die Banane eine wichtige Weltwirtschaftspflanze ( ä vgl. Tab. ). Der Ertrag liegt im Mittel bei 14 t/ha. Hauptexportländer sind die mittelamerikanischen Staaten Ecuador, Honduras, Costa Rica und Panama. Für den Export bestimmte Früchte werden unreif geerntet, in Kühlschiffen transportiert und im Einfuhrland in Lagerhäusern nach Bedarf durch Zugabe von Ethylen zur Reife gebracht. – Krankheitserreger, meist Pilze und Viren, zerstören bis zur Hälfte der Bananenernte. Anfang der 1990er Jahre gelang es erstmals, durch ein Gewebekulturverfahren pilzresistente Bananen zu schaffen. Wenige Jahre später glückte die Einschleusung eines Modellgens mit Hilfe von "Genkanone" und Plasmiden. Für die Züchtung neuer schädlingsresistenter Bananenvarietäten, die bisher unter anderem wegen des dreifachen Chromosomensatzes sehr schwierig war, dürften damit neue Wege offenstehen. – Die Banane zeichnet sich durch einen mit 25% sehr hohen Kohlenhydratanteil aus. Dieser liegt im unreifen Zustand in Form von Stärke vor, die in der Obstbanane bei der Reifung zum Teil in Zucker umgewandelt wird. Bananen werden mit einem Gehalt von ca. 20 % verdaulichen Kohlenhydraten und aufgrund ihres Nährwerts, Vitamin-A- und Vitamin-C-Gehalts ( ä vgl. Tab. ) unter anderem in der Rohkost- und Babynahrung sehr geschätzt. Die 2–3 m hohe Zwergbanane (Musa nana) mit ihren kleinen und sehr süß schmeckenden Früchten wird unter anderem auf den Kanarischen Inseln angebaut. In der Mehlbanane (Musa paridisiaca normalis), die in vielen tropischen Ländern ein wichtiges Grundnahrungsmittel darstellt, erfährt die Stärke keine Umwandlung. "Fufu" ist ein in Zentralafrika verbreitetes Gericht, das aus der Mehlbanane und einigen Zutaten bereitet wird. Bananen kommen auch getrocknet auf den Markt; weiterhin kann aus ihnen ein Bananenmehl oder – in Afrika – Bananenbier gewonnen werden. Die Faserbanane (Musa textilis), eine Bananenart der Philippinen, liefert den Manilahanf (Abaca; Leitbündel der Blattscheiden), der zu Schiffstauen und Säcken verarbeitet wird. – Wichtigste Art der Gattung Ensete ist Ensete ventricosum (Musa ensete), die in Zentral- und Ostafrika kultiviert wird; die stärkereiche Grundachse und der junge Sproß werden gekocht verzehrt, außerdem wird daraus ein Mehl gewonnen. Zur Gattung Strelitzia (Paradiesvogelblumen, Strelitzien) zählen 5 Arten, die im tropischen Amerika verbreitet sind; Strelitzia reginae mit großen, orange-blauen Blüten wird bei uns als Schnittblume angeboten. Die monotypische Gattung Ravenala war ursprünglich nur auf Madagaskar verbreitet, doch wird Ravenala madagascariensis ( Afrika VIII ) wegen ihrer attraktiven Blattfächer als Zierbaum heute in den gesamten Tropen und Subtropen kultiviert; die deutschen Namen "Baum der Reisenden" oder "Quellbaum" spielen auf die stark wasserhaltigen hohlen Blattscheiden an, aus denen nach Anstechen bis zu 1,5 l Wasser gewonnen werden können. Heliconia umfaßt ca. 150, im tropischen Amerika verbreitete, großlaubige Arten, von denen viele wegen ihrer attraktiven Blütenstände mit gelben, orangen bis scharlachroten Deckblättern kultiviert werden. Phenakospermum ist mit der in Südamerika verbreiteten, bis zu 10 m hohen Art Phenakospermum guyannense eine monotypische Gattung. Achselknospe, Fruchtbildung, Fruchtsäuren (Tab.), Kulturpflanzen, Milchröhren, Nahrungsmittel, Nektar, Obst, Scheinstamm. ä Bananengewächse .

A.G./A.Se.

ä
Bananengewächse

Einige Inhaltsstoffe der Banane (bezogen auf 100 g eßbaren Anteil).
Die Banane ist reich an leicht verdaulichen Kohlenhydraten, Kalium, Vitamin A, Vitamin C und B-Vitaminen.
Energiegehalt: 389 kJ = 92 kcal

Hauptbestandteile Vitamine Mineralstoffe
Wasser: 73,9 g Vitamin A: 38,3 μg Natrium: 1 mg
Protein: 1,2 g Vitamin C: 12 mg Kalium: 395 mg
Fett: 0,2 g Niacin: 650 μg Magnesium: 35 mg
Kohlenhydrate: 20,8 g Vitamin B1: 45 μg Calcium: 9 mg
Ballaststoffe: 2 g Vitamin B2: 55 μg Phosphor: 30 mg
organische Säuren: 0,6 g Vitamin B6: 370 μg Eisen: 550 μg

ä




Bananengewächse

1 Obstbanane (Musa), a–d verschiedene Fruchtformen; 2 Ende einer Blütenstandachse der Obstbanane während der Blüte; 3 Zierbanane
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Redaktion

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Rolf Sauermost (EDV)
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