Lexikon der Biologie: Brechnußgewächse
Brechnußgewächse, Loganiaceae, vorwiegend in den Tropen und Subtropen der Erde verbreitete Familie der Enzianartigen mit rund 30 Gattungen ( ßä vgl. Tab. ) und ca. 600 Arten. Die bevorzugt an trockenen Standorten vorkommenden Bäume, Sträucher oder Kletterpflanzen (seltener krautige Gewächse) besitzen meist gegenständige, ungeteilte, mehr oder minder ganzrandige Blätter mit Fiedernervatur und oft reduzierte Nebenblätter. Die strahligen, bis auf wenige Ausnahmen monoklinen Blüten sind meist in endständigen Trauben oder Doldentrauben vereint und besitzen einen 4- bis 5zipfligen Kelch und eine 1- bis 5-(6-)zipflige, röhren- oder trichterförmige Krone mit meist ebenso vielen, im Schlund oder der Kronröhre ansetzenden Staubblättern. Der im allgemeinen oberständige Fruchtknoten besteht aus 2 verwachsenen Fruchtblättern und enthält 2 (seltener 1 oder mehr) Fächer mit jeweils 1 bis zahlreichen, zentralwinkelständigen Samenanlagen. Die Frucht, eine Kapsel, Steinfrucht oder Beere, enthält meist kleine, flach zusammengedrückte, ovale, bisweilen geflügelte Samen. Die Vielgestaltigkeit der Brechnußgewächse, ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu einer Reihe von anderen Familien, z. B. zu den Braunwurzgewächsen, Krappgewächsen und Hundsgiftgewächsen, sowie cytologische Befunde weisen darauf hin, daß es sich hier um eine künstliche Familie handelt. Einige der in ihr zusammengefaßten Gattungsgruppen werden daher bisweilen auch als eigenständige Familien angesehen (Buddlejaceae, Desfontainiaceae usw.; Buddleja). Umfangreichste Gattung der Familie ist Strychnos mit ca. 150 über die gesamten Tropen verbreiteten Arten. Ihr bekanntester Vertreter ist Strychnos nux-vomica, der Brechnußbaum. Dieser und der auf den Philippinen beheimatete Schlingstrauch (Strychnos ignatii) haben stark giftige, Strychnin und Brucin enthaltende Samen. Die "Ignatiusbohnen" von Strychnos ignatii finden medizinische Anwendung, z. B. bei Malaria und Epilepsie. Aus den Rinden tropisch afrikanischer (unter anderem Strychnos kipapa), südostasiatischer (Strychnos lanceolaris, "Upas-Strauch" usw.) und insbesondere tropisch-amerikanischer Strychnos-Arten werden hochwirksame Pfeilgifte gewonnen. Strychnos toxifera liefert zusammen mit anderen, als Lianen vor allem im Amazonas- und Orinocogebiet wachsenden Strychnos-Arten die Hauptwirkstoffe von Curare, das therapeutisch gegen Wundstarrkrampf und zur Muskelentspannung bei Narkosen eingesetzt wird. Ebenfalls von medizinischem Interesse ist eine weitere in Indien heimische Art der Gattung, Strychnos colubrina, die das gegen Schlangenbisse wirksame "Echte Schlangenholz" liefert. Gelsemium ist die einzige Gattung der Brechnußgewächse, die bis in gemäßigte Zonen vordringt. Einige ihrer Arten werden in Nordamerika ihrer großen glockigen, gelblichen oder weißen Blüten wegen auch als Zierpflanzen gezogen. In einigen Ländern ist die Gelsemium-Wurzel oder Gelbe Jasminwurzel offizinell, die von Gelsemium nitidum (Gelsemium sempervirens), dem Gelben Jasmin oder Gift-Jasmin, einem in den atlantischen Südstaaten der USA vorkommenden Schlingstrauch, stammt und unter anderem die Alkaloide Gelsemin, Gelseminin und Gelsemoidin sowie etherisches Öl enthält. Sie wirkt als Beruhigungs- und krampflösendes Mittel und ist in einigen Präparaten gegen Neuralgien, Zahnschmerzen, Rheumatismus und Fieber enthalten. Höhere Dosen der Droge führen zu Vergiftungserscheinungen mit Lähmungen. Die aus Zentralamerika stammende Spigelia splendens und die in den Südstaaten der USA heimische Spigelia marylandica werden ebenfalls als Zierpflanze gehalten. Letztere Art enthält neben Bitterstoff und etherischem Öl auch das sehr giftige, flüchtige Alkaloid Spigeliin und wurde früher pharmazeutisch genutzt. Von Indien bis Polynesien verbreitet ist die Gattung Fagraea. Sie enthält meist epiphytische Sträucher, aber auch Bäume mit großen weißen oder gelblichen, trichterförmigen Blüten, die häufig wie Jasmin duften und zum Teil durch Honigvögel bestäubt werden. Fagraea fragrans wird in den Tropen als Zierbaum gepflanzt; er liefert aber auch, wie einige andere Arten der Gattung, ein braunes, sehr dauerhaftes, schön gezeichnetes Nutzholz ("Königsholz"). Als ein in unseren Gärten und Anlagen weitverbreiteter Zierstrauch sei schließlich auch der Schmetterlingsstrauch oder Sommerflieder (Buddleja) genannt. Desfontainia spinosa ist ein gelegentlich in Kalthäusern kultivierter immergrüner Strauch mit stechpalmenähnlichen (allerdings gegenständigen) Blättern und kräftig gelb-rot gefärbten Röhrenblüten.
N.D./A.Se.
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