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Lexikon der Biologie: Eidechsen

Eidechsen, Echte Eidechsen, Lacertidae, Familie der Skinkartigen (Scincomorpha) mit ca. 200 Arten in Europa, Afrika und Asien; Gesamtlänge: 12–75 cm (wobei die kleineren Formen vorherrschen). Die vorwiegend sonnenliebenden Eidechsen sind äußerst lebhafte, ortstreue, meist bodenbewohnende Tagtiere; sie bevorzugen offene, steinige oder sandige Areale. Ihr schlanker Körper hat stets wohlentwickelte 5zehige Gliedmaßen und einen sehr langen Schwanz. Im Gegensatz zu anderen Echsen fehlen Haftzehen bzw. bewegliche oder abspreizbare Hautbildungen wie Kehlsäcke oder Rückenkämme. Die Kopfoberseite ist von symmetrischen, teilweise vergrößerten Schildern bedeckt ( vgl. Abb. ), die oft mit Hautknochen unterlegt sind; Gebiß mit seitlich ansetzenden (pleurodonten), oft zwei- bis vierhöckrigen Zähnen; Augenlider meist frei beweglich, unteres Augenlid gelegentlich (z. B. bei der Brilleneidechse) mit durchsichtigem Fenster; Pupille stets rund; Zunge flach, 2spitzig; Trommelfell äußerlich deutlich sichtbar. Die Kehle ist fast immer durch eine beschuppte Querfalte (Halsband) von den Brustschuppen (Schuppen) getrennt. Die Bauchschuppen (meist in regelmäßigen Längs- und Querreihen angeordnet) sind stets größer als die Rückenschuppen. Die Unterseite der Oberschenkel weist oft Drüsenschuppen ("Schenkelsporen") auf, aus denen die Männchen während der Paarungszeit eine wachsartige Masse absondern. Der Schwanz kann an vorgebildeten Stellen abgeworfen und regeneriert werden, wobei das Bruchstück durch lebhafte, schlängelnde Bewegungen den Angreifer vom Beutetier ablenkt. Geschlechtsdimorphismus ist häufig zu beobachten (Weibchen oft unscheinbar; Männchen – besonders zur Paarungszeit – meist lebhaft gefärbt). Die Nahrung besteht vor allem aus kleinen Wirbellosen, gelegentlich auch aus Samen, Früchten oder anderen Pflanzenteilen. Der Fortpflanzung gehen oft Rivalenkämpfe der Männchen voraus. Bei der Paarung werden die Weibchen seitlich an den Flanken gebissen. Fast alle Eidechsen sind ovipar, nur einige Halsbandeidechsen und Wüstenrenner ovovivipar (z. B. die Bergeidechse); wenige Arten pflanzen sich parthenogenetisch (Parthenogenese) fort, z. B. mehrere Unterarten der formenreichen kaukasischen Feldeidechse (Lacerta saxicola). – In Europa und der gesamten Paläarktis von den Kanarischen Inseln bis zur Insel Sachalin sind Eidechsen die artenreichste Echsengruppe. Über die Zusammenfassung der phylogenetisch zusammenhängenden Artengruppen zu Gattungen ( vgl. Tab. ) herrscht aber noch in vielen Bereichen Unklarheit. So ist sehr fraglich, ob die Einteilung in etwa 20 Gattungen in der Zukunft Bestand haben wird. Mit über 50 Arten am umfangreichsten ist die Sammelgattung Halsbandeidechsen (Lacerta); zu ihr gehören auch mehrere einheimische Vertreter (Bergeidechse, Mauereidechse, Smaragdeidechse, Zauneidechse). Typische Kennzeichen sind das Halsband sowie rundliche oder etwas zusammengedrückte, fransenlose Finger und Zehen, ein vergrößerter Afterschild und die Anordnung der Kopfschilder ( vgl. Abb. ). Größte aller Eidechsen ist die Perleidechse (Lacerta lepida;vgl. Abb. ), die auf der Iberischen Halbinsel, in Südfrankreich und Nordwestafrika lebt; Färbung meist grün bis grau- oder bräunlichgrün, Flanken häufig mit auffälligen blauen Augenflecken in mehreren Längsreihen, Kehle und Bauch gelblich. Nahe verwandt mit der Mauereidechse ist neben der Ruineneidechse(Lacerta sicula) die bis 25 cm lange Baleareneidechse (Lacerta lilfordi), die auf den kleineren Baleareninseln beheimatet ist; sie liebt trockenes Gelände mit spärlichem Distelnbewuchs; ca. 15 Unterarten oder Rassen. In die weitere Verwandtschaft der Mauereidechsen gehört die bis 24 cm lange, mit Lidfenstern ausgestattete Brilleneidechse (Lacerta perspicillata) aus Nordwestafrika und von den Baleareninseln; sie lebt an Felswänden, Mauern sowie dicken Bäumen und benötigt eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die Mauereidechse und ebenso die zuletzt genannten Arten werden nach neuerer Systematik als Gattung Podarcis von der Gattung Lacerta abgegrenzt. Die artenarme Gattung Kielechsen (Algyroides) besitzt gekielte Rückenschuppen; die oft nicht sehr großen Tiere besiedeln jeweils meist nur kleine Areale in Südeuropa und in ostafrikanischen Gebirgen. Eine bekannte Art ist die bis 23 cm lange Blaukehlige oder Pracht-Kielechse (Algyroides nigropunctatus), eine feuchtigkeitsliebende, ostadriatische Küstenbewohnerin. Die Sandläufer (Gattung Psammodromus) haben ebenfalls gekielte Rückenschuppen; an der französischen und spanischen Mittelmeerküste ist der 14 cm lange Spanische Sandläufer (Psammodromus hispanicus), in Nordwestafrika und auf der Iberischen Halbinsel der doppelt so große Algerische Sandläufer (Psammodromus algirus) häufig. Gekielte Schuppen an den Zehen besitzen die Wüstenrenner (Gattung Eremias), die in großer Artenzahl in den Wüsten und Steppen Afrikas, West- und Zentralasiens verbreitet sind. Einen ähnlichen Lebensraum besiedeln die Fransenfingereidechsen (Gattung Acanthodactylus). Die Schwänze der ostasiatischen Langschwanzeidechsen (Gattung Takydromus) sind 6–8mal so lang wie ihre Kopfrumpflänge. Eine bis 18 cm große, bodenbewohnende Eidechse ist das Schlangenauge (Ophisops elegans), das im Südbalkan, in Nordafrika und Westasien vorkommt; seine Augenlider sind – wie bei den Schlangen – verwachsen und bilden ein großes, durchsichtiges Fenster. Ebenfalls transparente untere Augenlider haben die beiden südostasiatischen, etwa 15 cm langen Arten der Gattung Cabrita, doch sind Ober- und Unterlid frei gegeneinander beweglich. Zu den wenigen in der Dämmerung und in der Nacht aktiven Eidechsen gehören die lautstarken, bis 0,5 m Länge erreichenden Arten der Gattung Gallotia von den Kanarischen Inseln; bei ihnen besteht ein Großteil der Nahrung aus Pflanzenteilen. Kraniokinetik; Eidechsen I
Eidechsen II
Echsen , Europa XIII , Mediterranregion III, Reptilien III.

H.S./T.J.




Eidechsen

Kopfschilder einer
Eidechse (Seitenansicht).
HS Hinternasenschild
(Postnasale),
KiS Kinnschilder (Mentalia),
KS Körnerschuppen,
OlS Oberlippenschild
(Supralabiale),
OS Obernasenschild
(Supranasale),
SlS Schläfenschilder
(Temporalia),
SS Schnauzenschild
(Rostrale),
US Unteraugenschild
(Suboculare),
ÜS Überaugenschild
(Supraoculare),
ÜSS Überschläfenschilder
(Supratemporalia),
ZS Zügelschild (Loreale)




Eidechsen

Perleidechse (Lacerta lepida)
  • Die Autoren
Redaktion

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Doris Freudig (Redakteurin)

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Rudolf Kempf (EDV)
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CD-ROM-Ausgabe:

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