Lexikon der Biologie: Eucalyptus
Eucalyptusm [von *eu- , griech. kalyptos = verborgen, nach den mit einem Deckel verschlossenen Blütenknospen], Eukalyptus, Gattung der Myrtengewächse mit 9 Untergattungen und ca. 600 fast ausschließlich in Australien und Tasmanien (sowie in geringem Umfang auch in Neuguinea, dem östlichen Indonesien und auf Mindanao) heimischen, teils schwer zu unterscheidenden Arten, die in ihrer Heimat sowohl nach Artenzahl als auch innerhalb der Pflanzengesellschaften mit ca. 90% die dominierenden Holzgewächse sind ( vgl. Infobox ). Eukalyptusarten sind immergrüne Sträucher oder Bäume mit oft herabhängendem, überwiegend graugrünem oder blaugrauem Laub und interessant gefärbten und gemusterten Stämmen, deren Borke sich häufig in Schuppen, Platten oder langen Streifen ablöst. Auf meist gegenständige, rundliche bis eiförmige Jugendblätter ohne Stiel folgen später ledrige, in der Regel mehr oder minder lanzettliche, wechselständige und ganzrandige Blätter mit Stiel. Die dekorativen, nektarreichen Blüten bestehen aus einem verkehrtkegelförmigen Blütenboden, an dessen Rand zahlreiche weißgelbe, rosafarbene oder rote Staubblätter mit Schauwirkung sitzen, die bei Entfaltung der Blütenknospen die zu einem Deckel (Operculum) verschmolzenen Kelchblätter (und/oder Kronblätter) abwerfen. Bestäuber sind Vögel, Fledermäuse und kleine Beuteltiere. Die Früchte sind holzige, mehrfächrige Kapseln mit zahlreichen kleinen Samen. Deren Ausbreitung erfolgt durch den Wind (Anemochoren), doch wurde auch die Verschleppung von Samen durch die (für den Nestbau) harzsammelnde Biene Trigona carbonaria (Meliponinae) beobachtet (die Samen erzielen so größere Ausbreitungs-Distanzen und erreichen höher gelegene Wuchsorte). Als Anpassung an Waldbrände wird die Fähigkeit gewertet, aus den in der Rinde liegenden, schlafenden Knospen wieder auszutreiben (Feueranpassung, Feuerökologie, Pyrophyten). Eucalyptus regnans (Südaustralien) zählt mit über 120 m Höhe zu den höchsten Bäumen ( vgl. Abb. ) der Erde (ein Exemplar, das am Watts River im Bundesstaat Victoria stand, erreichte – nach der Überlieferung des Försters William Ferguson von 1872 – 132,58 m Höhe). Viele Eukalyptusarten liefern ein wertvolles, hellrötliches oder rot- bis dunkelbraunes, festes, sehr hartes und dauerhaftes Holz, das zum Bauen (auch von Schiffen), für Eisenbahnschwellen, Masten, Schindeln und Böden sowie für Furniere und Möbel verwendet wird. Bekannt ist u.a. das Holz von Eucalyptus marginata (Jarra), Eucalyptus diversicolor (Karri) und Eucalyptus sideroxylon (Mugga), in dessen Zellwänden Silicium eingelagert ist. Die gegen Trockenheit resistenten, hinsichtlich des Bodens meist anspruchslosen und sehr schnell wachsenden Eukalyptusbäume werden heute in den gesamten Subtropen (auch im Mittelmeerraum, z.B. Spanien, Portugal, Nordafrika) als Holz- bzw. Celluloselieferanten (z.B. für die Herstellung von Zeitungspapier) angepflanzt. Sie eignen sich gut zur Aufforstung kahler Hänge und somit auch zur Eindämmung von Bodenerosion, können allerdings, wenn sie zu große Flächen einnehmen, das ökologische Gleichgewicht stören, da sie die heimische Flora und Fauna verdrängen. Die erste Art der Gattung, die nach Europa und Nordamerika gelangte, war der über 50 m hohe, weiß blühende Tasmanische Fieberbaum oder Blaugummibaum (Eucalyptus globulus;vgl. Abb. ) mit großen, blaugrauen, sichelförmigen Blättern und einer hellen, in langen Streifen abfallenden Borke. Er liefert nicht nur Holz, sondern kann auch wegen seiner hohen Verdunstungsrate zur Trockenlegung von Sumpfgebieten und somit zur Ausrottung Malaria übertragender Stechmücken (Anopheles) eingesetzt werden. Das aus den jungen Blättern von Eucalyptus globulus gewonnene Eucalyptusöl ist wegen seiner schleimlösenden und antiseptischen Eigenschaften ein wichtiger Bestandteil von Heilmitteln gegen Atemwegserkrankungen. Auch Eucalyptus radiata enthält besonders viel etherisches Öl. Zahlreiche Eukalyptusarten sind beliebte Zier- und Schattenbäume, darunter Eucalyptus ficifolia (der bis 10 m hohe, in Australien als Park- und Gartenbaum geschätzte Purpur-Eukalyptus, mit blaß- bis tiefroten Blüten), Eucalyptus leucoxylon (der Eisenrindenbaum, mit weißen, rosafarbenen oder roten Blüten), Eucalyptus citriodora (der weiß blühende Zitronenduft-Eukalyptus, dessen Blätter zitronenartig duften) und die ebenfalls weiß blühenden Arten Eucalyptus viminalis (Weißer Gummibaum, Australischer Mannagummibaum) und Eucalyptus gunnii (Mostgummibaum). Eucalyptus globulus und Eucalyptus gunnii lassen sich in ihrem Jugendstadium sogar für einige Zeit als Zimmerpflanzen halten. Die Jungendzweige von Eucalyptus cinerea werden wegen ihrer dekorativen, runden, blaugrauen Blätter im Blumenhandel als Schnittgrün verwendet. Baum (Tab.); Australien III .
N.D./A.Se.
Eucalyptus
Woollybutt (Eucalyptus longifolia)
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