Lexikon der Biologie: Greiskraut
Greiskraut, Kreuzkraut, Senecio, Gattungder Korbblütler mit über 1500, fast über die gesamte Erde verbreiteten Arten. Ein- oder mehrjährige Kräuter, (Kletter-)Sträucher oder Bäume mit einfachen bis fiederteiligen Blättern und kleinen bis sehr großen, einzeln oder in Ebensträußen stehenden Blütenköpfen aus röhrigen scheiben- und zungenförmigen Randblüten. Als eine der größten Gattungen der Höheren Pflanzen besiedelt Senecio die unterschiedlichsten Lebensräume. In Anpassung an Wüsten, Strände, Steppen, Wiesen, Sümpfe, (tropische) Hochgebirge, arktische Tundren sowie Wälder sind die verschiedensten Wuchsformen entstanden. Besonders zu erwähnen sind die für die Wüstengebiete Süd- und Südwestafrikas typischen Stamm- (z.B. Senecio anteuphorbium) undBlattsukkulenten (z.B. Senecio herreianus, syn. Senecio herreanus); letztere werden heute einer gesonderten Gattung Kleinia zugeordnet. Den Greiskräutern nahe steht auch die GattungLigularia. Am bemerkenswertesten sind die für die Vegetation der alpinen Stufe ostafrikanischer Hochgebirge charakteristischen Riesen-Senecien (Schopfbaum), wie Senecio keniodendron, Senecio kilimanjari, Senecio barbatipes ( Afrika III ) usw., die nach der neueren Systematik in eine eigene Gattung Dendrosenecio gestellt werden; sie besitzen einfache oder wenig verzweigte, hohe Stämme, an deren Enden die sehr großen, eiförmig-lanzettlichen Blätter in Rosetten angeordnet sind. In Mitteleuropa zu finden sind nur krautige, hell- bis orangegelb blühende Arten von Senecio. Die häufigste mitteleuropäische Art ist das heute als Unkraut und Ruderalpflanze nahezu weltweit verbreitete, wahrscheinlich aus dem Mittelmeerraum stammende Gewöhnliche Greiskraut (Senecio vulgaris;vgl. Abb. 1 ); es wird bis 30 cm hoch und besitzt fiederteilige Blätter und kleine, meist nur aus Röhrenblüten bestehende Blütenköpfe. Zerstreut auf Weiden, an Böschungen und Rainen wächst Senecio jacobaea (Jakobs-Greiskraut). In krautreichen Buchen(misch)wäldern der montanen Stufe (vor allem auf Schlägen und Lichtungen) ist Senecio fuchsii (Fuchs-Greiskraut), an Waldwegen, auf Waldlichtungen und -schlägen Senecio silvaticus (Wald-Greiskraut) zu finden. Das Rautenblättrige Greiskraut (Senecio erucifolius) wächst in Kalk-Magerrasen und -weiden, Halbtrockenrasen oder trockenen Moorwiesen sowie an Wald- und Buschrändern (Wegrainen). Senecio aquaticus (Wasser-Greiskraut) ist in Naß- oder Moorwiesen sowie an Gräben und Quellen zu finden. In Silicat-Magerrasen und -weiden der alpinen Stufe wächst das in Deutschland stark bestandsgefährdete Graue Greiskraut oder Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus), in sonnigen Kalk-Magerrasen der subalpinen und alpinen Stufe Senecio doronicum (Gemswurz-Greiskraut) und in Läger- und Hochstaudenfluren, um Sennhütten, auf Alpenweiden sowie an Wegen und Erlenauen Senecio alpinus (Alpen-Greiskraut). – Von den als Zierpflanzen kultivierten Senecien sind allein die aus dem Mittelmeergebiet stammende Jakobee (Senecio cineraria), eine reich verzweigte, weiß-filzig behaarte Pflanze mit fiederspaltigen Blättern und zahlreichen gelben Blütenköpfen, sowie die von den Kanarischen Inseln stammende Cinerarie oder Aschenpflanze (Senecio cruentus; Mediterranregion I) von Bedeutung. Letztere hat dreieckig-herzförmige, gezähnte Blätter und zahlreiche, im Frühling erscheinende Blütenköpfe mit meist purpurnen oder violetten Blüten. Die Kultursorten besitzen auch weiße, rosafarbene, rote oder blaue, zum Teil um die Mitte des Köpfchens ringförmig andersfarbig gezeichnete Blütenstände. – Verschiedene Senecien sind ihres Alkaloidgehalts wegen giftig. Mitteleuropäische Arten, wie Senecio vulgaris, Senecio silvaticus oder Senecio alpinus, enthalten neben anderen Alkaloiden Senecionin oderihm verwandte Verbindungen, die schon in geringen Dosen zu schweren Leberschäden, in höheren Dosen zum Tod führen können. Während Vergiftungen durch einheimische Senecio-Arten kaum bekannt sind, werden z.B. durch Senecio latifolius beim Vieh ausgelöste Massenvergiftungen mit hohen Verlusten beschrieben. Senecio vulgaris wie auch Senecio jacobaea, dessen Alkaloid Jacobin in seiner Wirkung dem Senecionin gleicht, galten früher als Heilpflanzen. Senecio anteuphorbium enthält ein Gegengift zum Gift bestimmter Euphorbien.
N.D.
Greiskraut
Abb. 1: Gewöhnliches Greiskraut (Senecio vulgaris)
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