Lexikon der Biologie: Hummeln
Hummeln, Bombus, Gattung der Apidae mit weltweit ca. 500 Arten, in Mitteleuropa ca. 30 bekannt. Körper ca. 10–15 mm lang, von gedrungener, plumper Gestalt und meist mit dichter, oft bunter Behaarung. Wie bei allen Apocrita ist der Hinterleib von der Brust abgesetzt. Die 4 häutigen, durchsichtigen Flügel befähigen die Hummeln zu einem schnellen, von typischem Brummen begleiteten Flug. Der Kopf trägt 2 13gliedrige (Männchen) bzw. 12gliedrige (Weibchen) Fühler sowie einen Saugrüssel, der dem der Honigbiene entspricht, aber in der Länge von Art zu Art erheblich variiert. Mit den leicht nierenförmigen Augen können Hummeln sehr gut Farben sehen (Farbensehen). Sie sind soziale Insekten (staatenbildende Insekten); wie bei der Honigbiene gibt es 3 Kasten, die sich allerdings in Größe und Aussehen weniger unterscheiden. Das einzige fertile Weibchen ist die Königin, alle Arbeiterinnen haben Ovarien, die durch die Königinsubstanz in einem sterilen Stadium verbleiben. Die Männchen (dritte Kaste) wachsen aus unbefruchteten Eiern heran, haben also nur den halben Chromosomensatz. In der Organisation und dem Aufbau des Staates unterscheiden sich die Hummeln von den Honigbienen und stellen den ursprünglicheren Typ dar. Allein die begatteten Königinnen überleben den Winter und gründen im Frühjahr einen neuen Staat. Das Nest wird je nach Art ober- oder unterirdisch angelegt; es besteht am Anfang aus vermischtem Nektar und Pollen, auf dem die Königin ihre Eier ablegt. Dieser Brutklumpen wird mit Wachs abgedeckt und von der Königin bebrütet. Die schlüpfenden Larven dieser ersten Brut müssen von ihr allein gefüttert werden; daher fliegt auch sie im Frühjahr zum Sammeln von Nektar und Pollen aus (im Gegensatz zur Königin der Honigbiene). Mit dem Schlüpfen der Arbeiterinnen übernehmen diese nach und nach die Nahrungssuche, Brutpflege und die Erweiterung des Nestes. Im Sommer bis Herbst schlüpfen auch Geschlechtstiere, die außerhalb des Nestes kopulieren; auf der Suche nach Weibchen fliegen die Männchen dabei entlang mit Duft markierter Bahnen. Im Spätherbst graben sich die begatteten, jungen Königinnen in den Erdboden ein, der Rest des Volkes geht zugrunde. In Gebieten mit milden Wintern kann ein Hummelvolk auch mehrere Jahre bestehen. Ein Hummelnest kann je nach Art bis zu 500 Individuen beherbergen. Es besteht aus einer waagrecht liegenden Wabe, die mit einer Wachskuppel abgeschlossen sowie mit Moos, Laub und ähnlichem isoliert ist. Die Wabe ist aus unregelmäßig aneinandergeklebten Kokons aufgebaut, die entstehen, wenn sich die Larven verpuppen. Leere Kokons von geschlüpften Hummeln werden als Vorratsbehälter für Honig („Honigtöpfe“) und Pollen benutzt. Die Mitglieder eines Volkes erkennen sich durch den Geruch. Die Suche von günstigen Nahrungsquellen obliegt jeder Arbeiterin allein, da es bei Hummeln wahrscheinlich keine der Bienensprache vergleichbare Kommunikation gibt. Ähnlich hochentwickelt wie bei der Honigbiene sind Augen und Geruchssinn. Da die meisten Arten der Hummeln einen langen Rüssel besitzen, können sie an Blüten Nektar saugen ( vgl. Abb. 1 ), deren Kronröhren für Honigbienen zu lang sind (Hummelblumen). Einige kurzrüsselige Hummeln beißen Löcher in die Blüten von langkelchigen Pflanzen, um den Nektar so vom Blütengrund aufzusaugen („Blüteneinbruch“). Die Zuordnung der Hummeln zu den Arten und Geschlechtern ist für den Laien schwierig, da die Färbung erheblich variiert und außerdem im Gegensatz zur Honigbiene auch Männchen Nektar und Weibchen Nektar und Pollen sammeln. Wie alle Aculeata der Hautflügler können die weiblichen Hummeln stechen (Giftstachel, Stechapparat). Das Gift ist stärker als das der Honigbiene (Bienengift), Menschen werden aber relativ selten gestochen. Kommt es zum Stich, wird der Stachel ohne Widerhaken wieder herausgezogen, so daß nur wenig Gift in die Wunde gelangt. Die Bedeutung der Hummeln liegt in der Bestäubung vieler Pflanzen, ohne die es nicht zum Fruchtansatz kommen würde, wie z.B. beim Rot-Klee(Trifolium pratense). – Wichtige Arten (Beschreibung der Königinnen): Ackerhummel, Feldhummel (Bombus pascuorum, Bombus agrorum): Brust und Hinterleib braungelb, brütet auf der Erdoberfläche. Bombus lucorum: ähnlich wie Erdhummel, brütet unterirdisch. Erdhummel (Bombus terrestris;vgl. Abb. 2 ): schwarz, mit 2 gelben Binden auf Brust und Hinterleib, Hinterleibsspitze weiß, brütet unterirdisch. Gartenhummel (Bombus hortorum): ähnlich wie Erdhummel, aber mit 3 gelben Binden, brütet unterirdisch. Kurzkopfhummel (Bombus mastrucatus): ähnlich wie Steinhummel, brütet in Höhenlagen über ca. 1000 m unter der Erde. Steinhummel (Bombus lapidarius): schwarz mit roter Hinterleibsspitze, brütet unterirdisch. Waldhummel (Bombus sylvarum): graugelb mit schwachen schwarzen Streifen auf dem Hinterleib. Wiesenhummel (Bombus pratorum): ähnlich wie Erdhummel, aber mit gelb-roter Hinterleibsspitze. Eine Reihe weiterer Hummelarten kommt nur in den höheren Gebirgen vor (Alpenhummeln; Alpentiere II ). Körbchensammler, Temperaturregulation; ä Bestäubung II , ü Hautflügler II , Insekten II .
G.L./H.P.
Hummeln
Abb. 1: Hummel (Bombus spec.) an einer Blüte
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