Lexikon der Biologie: Klapperschlangen
Klapperschlangen, Echte Klapperschlangen, Crotalus, Gattung der Grubenottern; mit ca. 25 Arten, die bis auf 1–3 auch in Mittel- und Südamerika heimische Arten alle in Nordamerika vom südlichen Kanada bis Mexiko vorkommen, Hauptverbreitungsgebiete sind Mexiko (mit 18 Arten) und der Westen der USA; besiedeln neben Stein- und Sandwüsten Prärien und Wälder; 50–200 cm lang, Kopf ( vgl. Abb. 2 ) deutlich verbreitert, mit kleinen Schuppen auf der Oberseite; Färbung meist graubraun mit dunklen, hellgerandeten Rautenflecken. Auffälligstes Merkmal ist die „Klapper" oder „Rassel" ( vgl. Abb. 1c ), ein am Schwanzende befindliches, bewegliches Horngebilde aus hohlen, lose ineinandersteckenden Segmenten, die jeweils als Reste einer umgeformten, bei der vorangegangenen Häutung nicht mit abgeworfenen Endschuppe entstanden sind; das über mehrere m hörbare, durch Vibration (von etwa 50 Hz) der aufgerichteten Rassel erzeugte Geräusch dient der Abschreckung (Warnlaute!); läßt die Bedrohung nicht nach, nimmt die Klapperschlange zunächst eine Drohhaltung (Drohverhalten)) ein, indem sie den Vorderkörper in einer S-förmigen Schlinge aufrichtet, und beißt dann zu; ihr Gift ist auch für den Menschen gefährlich. Infolge Nachstellungen und Habitatzerstörungen (besonders der gemeinsam benutzten Winterquartiere) durch den Menschen ist ein Drittel der Arten erheblich bedroht. Sie ernähren sich vor allem von kleinen Säugetieren (Mäuse, Ratten; Präriehunde, Wildkaninchen usw.); lebendgebärend, meist 5–10 Junge. – Bekannteste Arten: die gewöhnlich 90–120 cm lange Wald-Klapperschlange (Crotalus horridus; Nordamerika VII), aus den östlichen und zentralen USA (mit Ausnahme von Florida) mit dunklen, winkelig gebogenen Querbändern auf dem Rücken; überwintern oft gemeinsam vor allem in tiefen, frostfreien Felsspalten (sog. Schlangengruben) mit weit über 100 Schlangen. Die ca. 1 m lange Prärie-Klapperschlange (Crotalus viridis), die in zahlreichen, verschieden gefärbten geographischen Rassen auftritt, ist das westliche Gegenstück zur Wald-Klapperschlange; sie ist von Südwestkanada bis Nordmexiko verbreitet und auch in locker bebauten städtischen Gebieten anzutreffen. Größte Klapperschlange ist die meist ca. 120 cm (doch bis 240 cm) lange Diamant-Klapperschlange (Crotalus adamanteus), im Südosten der USA beheimatet; gehört zu den gefährlichsten Giftschlangen; bringt bei großer Bißtiefe eine außergewöhnlich große Giftmenge hervor (pro Giftentnahme über 1 g flüssiges Gift). Nicht weniger gefährlich ist die gewöhnlich etwa 120 cm (maximal 210 cm) lange, sehr angriffs- und beißfreudige Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) mit auffällig schwarzweiß geringeltem Schwanz. Trockene Kakteenwälder und Buschland besiedelt die meist 150 cm lange, hellgefärbte Basilisken-Klapperschlange (Crotalus basiliscus) in Westmexiko, während die bis 60 cm lange Felsen-Klapperschlange (Crotalus lepidus) Felsengelände und offene Bergwälder bis in einer Höhe von 3000 m bewohnt. Trockene, sandige Gebiete von Nordamerika bis Südnevada sind der Lebensraum der ca. 60 cm langen Seitenwinder-Klapperschlange (Crotalus cerastes), die sich mit der gleichen Technik durch abgehobene Körperschlingen wie die altweltliche Hornviper(Cerastes cerastes) fortbewegt. Die ca. 120 cm (selten bis 180 cm) lange Tropische Klapperschlange oder der Cascaval (Crotalus durissus) kommt vom südlichen Mexiko bis Nordargentinien überwiegend im trockenen, grasbewachsenen oder felsigen Gelände vor; ihr Gift enthält neben den für Klapperschlangen üblichen Blutgiften auch Nervengifte, die zum Erblinden und Erstickungstod führen können; die südlichste Unterart, der Eigentliche Cascaval oder die Schauer-Klapperschlange (Crotalus durissus terrificus; bis 1,8 m lang), produziert besonders viele Nervengifte (Crotoxin, Schlangengifte). – Eine eigene Gattung bilden die Zwergklapperschlangen(Sistrurus). Grubenorgan, Kommentkampf (Abb.), Reptilien III.
H.S./T.J.
Klapperschlangen
Abb. 2: a Habitus der Klapperschlange. b Die sich überschneidenden Gesichtsfelder der beiden Grubenorgane (Infrarotaugen); die Empfindlichkeit dieser Wärmerezeptoren ist so groß, daß eine Erhöhung der Temperatur um 3/1000 C durch eine Maus in 15 cm Entfernung noch registriert werden kann. c „Rassel“, links von innen, rechts von außen gesehen; sie wird von dünnen, mitochondrienreichen Muskeln in Abhängigkeit von der Außentemperatur schneller oder langsamer bewegt, z.B. 23mal/s bei 10 C und 85mal/s bei 35 C.
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